Montag, 30. Januar 2012

Rezension zu "Gefangen" - Mercy 01 - von Rebecca Lim

 
In fremden Körpern...

"Gefangen" ist der erste Teil einer neuen Fantasy-Jugendbuch-Reihe aus der Feder der australischen Autorin Rebecca Lim und ich fand diesen Einstieg bis auf wenige kleine Schwächen relativ gelungen.

Zum Inhalt: Mercy weiß nicht, wer oder was sie ist. Obwohl sie weiß, wie sie wirklich aussieht, hat sie keinen eigenen Körper, sondern lebt immer wieder für eine begrenzte Zeit in den Körpern anderer Frauen/Mädchen, über die sie in dieser Zeit die Kontrolle hat. Dort versucht sie so wenig aufzufallen wie möglich und gleichzeitig Ordnung in die Leben dieser Frauen zu bringen. Nur in ihren Träumen scheint sie Kontakt zu jemandem aus ihrer Vergangenheit zu haben. Luc fordert sie immer wieder auf, ihn zu finden, auch wenn sie nicht weiß wer er ist, und warnt sie gleichzeitig vor den geheimnisvollen Acht.

In diesem ersten Teil der Reihe übernimmt Mercy den Körper des schüchternen, unscheinbaren Chormädchens Carmen, die mit dem Rest ihres Chors zu einem Gastauftritt in den kleinen Ort Paradise gereist ist. Die Familie, bei der Carmen lebt, ist durch die Entführung ihrer Tochter Lauren vor zwei Jahren noch immer schwer belastet, wie Mercy sofort feststellt, denn sie bekommt durch Körperkontakt Einblick in die Gedanken und Gefühle anderer Menschen. Vor allem Laurens Zwillingsbruder Ryan kann die Suche nach Lauren nicht aufgeben und Mercy beschließt ihm dabei zu helfen, während sie gleichzeitig Carmens Karriere als Solostimme im Chor voranbringen und Carmen so ihren Traum von der Aufnahme an einer renommierten Gesangsschule ermöglichen möchte.

Gut ist der Roman meiner Meinung nach insbesondere durch das Geheimnis um Mercy, das  in diesem ersten Teil weitestgehend im Dunkeln bleibt. Das macht Mercy interessant und rätselhaft und lässt als offene Haupthandlung auf spannende Folgeteile hoffen.

Die abgeschlossene Handlung dieses ersten Teiles ,die Suche nach der verschwundenen Lauren, ist zwar eine ganz spannende Kriminalgeschichte, hat aber auch kleine Schwächen, nicht zuletzt deshalb, weil man als Leser trotz mehrerer falscher Fährten eigentlich von vornherein den richtigen Hauptverdächtigen für die Entführung erkennen kann. Außerdem hätten die Passagen über die Chorproben für meinen Geschmack manchmal ein wenig kürzer sein können, da Chorgesang auch einfach gar nicht zu meinen Interessen zählt

Auch die leichte Annäherung zwischen Ryan und Mercy bzw. Carmen ist nicht besonders packend. Von einer Liebesgeschichte kann man in diesem Roman daher sicher nicht sprechen. Es deutet sich etwas an, das wars aber auch schon.

Ryan alleine ist dagegen ein ganz interessanter Charakter, besessen von der Suche nach seiner Schwester und irritiert von Carmens merkwürdigen Auftreten. Er ist ein Rebell, der seine Schwester auch nach zwei Jahren noch nicht aufgeben kann, während die Eltern weitestgehend resigniert haben.

Auch die Sprache des Romans hat mir ebenfalls gut gefallen. Mercy ist die Ich-Erzählerin und der Roman ist durchgehend flüssig zu lesen und hatte auch für mich keine feststellbaren Längen. Auch das Cover gefällt mir in seiner Schlichheit sehr gut. Der "Mercy"-Schriftzug glitzert sogar ein wenig.

Fazit: Insgesamt also ein gelungener, wenn auch für mich nicht zu 100 Prozent überzeugender, erster Teil, der sicher das Potential zur Steigerung hat, denn die Hintergrundgeschichte über Mercy selbst, was sie ist, wo sie herkommt, wer Luc ist und warum sie immer wieder in fremden Körpern erwacht, ist wirklich spannend. 4 von 5 Sternen

Earthbound-Reihe:
  1. "Gefangen" (Okt. 2011, engl. Originaltitel: "Mercy")
  2.  "Erweckt" (Jan. 2012, engl. Originaltitel: "Exile")
  3. "Besessen" (März. 2012, engl. Originaltitel: "Muse")
  4. "Befreit" (Jul. 2012, engl. Originaltitel: "Fury")

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