Donnerstag, 2. August 2012

Rezension zu "Über uns Stille" von Morton Rhue


Aktuelle Themen, historisch verpackt

"Über uns Stille" ist ein neues Jugendbuch des amerikanischen Autors Morton Rhue, der wahrscheinlich vor allem durch seinen früheren, kritischen Jugendroman "Die Welle" weltbekannt ist. In "Über uns Stille" widmet sich der Autor dem immer wieder aktuellen Thema eines Atomkriegs, indem er dem Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion eine alternative Wendung gibt: Was wäre gewesen, wenn eine Atombombe explodiert wäre?

Inhalt: 1962, auf dem Höhepunkt der Kubakrise während des Kalten Krieges, lebt der 12-jährige Scott mit seiner Familie in einem Vorort von New York. Die Nachbarn halten seinen Vater für verrückt, da er als einziger einen Bunker unter seinem Haus bauen lässt. Doch eines Nachts ertönt der Alarm, eine Atombombe fällt. Die halbe Nachbarschaft versucht sich Zutritt zum Bunker zu verschaffen, der nur für vier Leute ausgelegt ist. Wer kommt rein, wen überlässt man draußen dem sicheren Tod? Und wie überlebt man in einem überfüllten Bunker, auf engstem Raum mit lauter verzweifelten Menschen?

Das Thema "Kalter Krieg" scheint auf den ersten Blick nicht mehr ganz aktuell zu sein, aber auch heute noch finden sich regelmäßig Berichte über Atomwaffen und über die Länder, die sie besitzen oder besitzen wollen. Morton Rhue, der zur Zeit der Kubakrise im Alter des Ich-Erzählers war und ebenfalls bei New York lebte, hat hier also ein durchaus aktuelles Thema in einen historischen Hintergrund mit fiktivem Ausgang verpackt. Auch andere Themen, wie etwa der Rassenhass werden angesprochen.


Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und, da das Buch aus der Sicht eines gerade einmal 12-jährigen Ich-Erzählers geschrieben wird, vermittelt es eine leichte kindliche Naivität, die in starkem Kontrast zur bedrohlichen Situation des Atombomenangriffs steht und dem Roman dadurch eine ganz spezielle Atmosphäre verleiht. Die Kapiteln wechseln zwischen der Erzählung der Situation im Bunker und der Vorgeschichte, die Scott im Umgang mit seinen Freunden und seinem Lehrer zeigt und unter anderem das Thema Rassenhass besonders beleuchtet, während im Inneren des Bunkers der Schwerpunkt auf der individuellen Entwicklung der Charaktere unter diesen belastenden Bedingungen gelegt wird. Es ist spannend mitzuverfolgen und mit interessanten Wendungen ausgearbeitet, wie unterschiedlich die eingesperrten Menschen mit der Situation umgehen.

Morton Rhue arbeitet in diesem Buch allerdings viel mit Andeutungen und lässt auch das Ende sehr offen. Ich persönlich fand gerade das an diesem Buch sehr gelungen, da es Raum für eigene Gedanken zur weiteren Entwicklung und zum Schicksal der Protagonisten lässt. Gerade für jüngere Leser kann das Buch durch die vielen angeschnittenen Themen wahrscheinlich eine Anregung sein, sich intensiver mit diesen Themen, sowohl mit der Historie, als auch mit ihrer aktuellen Relevanz, zu befassen oder es sogar in größerer Runde zu diskutieren, wie etwa im Rahmen des Schulunterrichts. "Über die Stille" ist also trotz des eher einfachen Schreibstils kein Buch zum schnellen Runterlesen zur reinen Unterhaltung, sondern durchaus etwas zum Nachdenken.

Was mir persönlich ein wenig fehlte, war an einigen Stellen der Schwung in der Handlung. Teilweise war es spannend, an anderer Stelle zog es sich dann aber auch wieder ein wenig in die Länge. Die Charaktere sind zwar alle sehr überzeugend und ihre Entwicklung und ihr Verhalten ist meistens auch sehr fesselnd und emotional mitreißend - sie machen wütend, traurig und bringen zum schmunzeln - aber das letzte Bisschen an Spannung, der "Wow"-Effekt hat gefehlt.

Fazit: Gelungener Jugendroman, gut und abwechslungsreich erzählt. Ein Buch, das zum Nachdenken bewegen kann und durch dramatische Wendungen überzeugt - leider trotz starken Charakteren nicht ohne Längen. 4 Sterne


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Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Mai 2012
 Seiten: 256
Verlag: Ravensburger Buchverlag
englische Originalausgabe: The Bomb
ISBN: 978-3473400812
Preis: € [D]14.99

Weitere Informationen auf der Verlagshomepage

1 Kommentar:

  1. tolle rezi ^^

    in der Schule hatten wir mal ein Buch von Mortal Ruhe genommen und fand seinen Schreibstil auch nicht so schlecht. Bei solchen Büchern fehlt mir allerdings immer der Reiz des zu lesen =____=

    lg

    Alisia
    http://alisiaswonderworldofbooks.blogspot.de/

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