Samstag, 8. Dezember 2012

Rezension zu "Pandemonium" von Lauren Oliver


Ein Must-Read unter den Dystopien

"Pandemonium" ist der zweite Band der Amor-Trilogie von Lauren Oliver, die sich inhaltlich mit einer zukünftigen Dystopie befasst, bei der Liebe als Krankheit aufgefasst und durch einen Eingriff bei erreichen der Volljährigkeit geheilt wird. Nach dem ersten Band, "Delirium", hatte ich den zweiten Band sehnsüchtig erwartet und wurde nicht enttäuscht.

Zum Inhalt: Lena schafft es zu den Invaliden in die Wildnis, doch Alex' Verlust belastet sie sehr. Trotzdem geht ihr Leben weiter und führt sie nach New York, wo sie unter falscher Identität lebt und für den Untergrund arbeitet. Ihr Ziel ist Julian, der Sohn eines der größten Befürworter des Eingriffs zur Heilung der Liebe, dessen eigener Eingriff bevorsteht, aber umstritten ist, da bei dem jahrelang schwerkranken Jungen die Gefahr besteht, dass er die Heilung nicht überlebt. Kurz vor dem Eingriff, bei einer Kundgebung der VDFA, der  Vereinigung für ein Deliria-freies Amerika, der Julians Vater vorsteht, kommt es zu einem Aufstand anderer Invaliden und als Lena ihren Auftrag befolgt und Julian im Auge behält, gerät sie selbst in Gefahr...

"Pandemonium" ist ganz anders, als ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte. Ich hatte erwartet, dass die Handlung unmittelbar an Lenas Flucht aus Portland anschließen und sich vorerst mit ihrem Leben in der Wildnis befassen würde, eventuell auch mit dem Wunsch und dem Versuch Alex zu finden, als einziges spannenderes Element. Ein eher ruhigerer Zwischenteil bis zur erneuten Thematisierung der Dystopie und der Konfrontation mit den Staatsmächten also. Mit dem tatsächlichen Aufbau ihres Romans hat mich die Autorin dann aber sehr überrascht. Es gibt diese ruhigeren Elemente, in der Zeit, in der Lena lernt in der Wildnis zurecht zu kommen, um Alex trauert und sich an der Vorstellung festhält, dass er doch noch leben könnte, das "Damals", sie werden aber parallel zu einer Zeit mehrere Monate in der Zukunft erzählt, in der Lena längst für den Untergrund arbeitet und eine sehr spannende und gefährliche Phase durchlebt, das "Jetzt". Durch die Zweiteilung der Erzählung in "damals" und "jetzt" vermeidet die Autorin langatmigere, eintönigere Passagen während Lenas Trauerphase ohne diese emotionaleren Abschnitte aber vollkommen zu vernachlässigen. Die Handlung schaltet dauernd um zwischen Spannung und Gefühl und diese nicht-chronologische, abwechslungsreiche Erzählweise konnte mich direkt überzeugen.

Wie schon der erste lebt auch dieser zweite Band neben Action-reichen Abschnitten von sehr mitreißenden emotionalen Wendungen und einer überzeugenden Protagonistin, die sowohl willensstark wie auch manchmal hilfsbedürftig und schwach ist. Lena gehörte für mich schon nach dem ersten Band, nach "Pandemonium" aber nun endgültig, zu einem der tief gehensten, stimmigsten und am besten ausgearbeiteten Protagonisten, die aktuell im Jugendbuchbereich, speziell auch im Bereich der Dystopien, zu finden sind. Eine solch abwechslungsreiche und glaubwürdige Ich-Erzählerin macht einfach Freude - egal, ob sie ein wenig in ihrem Selbstmitleid versinkt oder sich zur führenden Kämpferin berappelt, man muss einfach mit ihr mitfiebern.

Überhaupt schafft es Lauren Oliver mit einer spürbaren Leichtigkeit eine sehr glaubwürdige Welt aufzubauen, mit meistens undurchsichtigen Verstrickungen, die sich zum Schluss überraschend, aber logisch zu einem stimmigen Gesamtbild entwirren lassen, die Spannung hoch zuhalten, und ihre Dystopie mit vielfältigen Charakteren auszuschmücken, zu denen hier neben Lena insbesondere Julian und die anderen Untergrundler gehören. Sprachlich wie atmosphärisch ist "Pandemonium" sehr stark, punktet besonders mit einer gewissen Bildhaftigkeit, emotionaler Tiefe und einigen dramatischen Wendungen. 
Sicherlich, kein Buch ist zu hundert Prozent perfekt, und so habe ich auch bei "Pandemonium" zumindest einen kleinen Kritikpunkt. Neben allen unerwarteten Wendungen und einer spannenden Handlungsführung gab es auch einige Dinge, die leicht vorherzusehen waren, Stellen, an denen man der Protagonistin ein paar Schritte voraus war, und Situationen, in denen das "Die-Welt-ist-ein-Dorf"-Gefühl aufgrund von "Zufällen" und überraschend "perfektem" Timing ein wenig zu präsent war. Das waren kleine Stolpersteine, die nichtsdestotrotz zwar da sind, aber in einer für mich tolerierbaren, nur gering ins Gewicht fallenden Form, denn meistens fügt sich die Handlung trotzdem glaubhaft zusammen.

Fazit: Eine rundum gelungene Fortsetzung, die mich besonders durch den Aufbau überraschte. Abwechslungsreich, spannend, gefühlvoll. Mich hat schon "Delirium" sehr überzeugt und nach "Pandemonium" kann ich ziemlich sicher sagen, dass die "Amor"-Trilogie zu den aktuell besten Dystopien unter den Jugendbüchern zählt - wenn sie nicht, meiner Meinung nach, sogar die eindeutig beste ist. 5 Sterne, ein echtes Must-Read.


Die Amor-Trilogie (mit Links zu Amazon):
  1. "Delirium" (Nov. 2011, engl. Originaltitel: "Delirium")
  2. "Pandemonium" (Nov. 2012, engl. Originaltitel: "Pandemonium")
  3. noch nicht bekannt (engl. Originaltitel:"Requiem" - März 2013)
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage
Seiten: 400
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3551582843
Preis: € [D] 17.90

Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagsseite zum Buch



Fazit zum HYPE DES MONATS


Ganz einfach: Ja, "Pandemonium" hat den Hype verdient. Es ist eine sehr gelungene Fortsetzungen, die viele Facetten bietet und insgesamt eine der überzeugensten Dystopien überhaupt. 

2 Kommentare:

  1. Ich lese gerade Band eins,deshalb habe ich nur das Fazit gelesen,es hört sich aber so an,als o ich den zweiten Band nachedem ersten auch lesen soll.

    LG May

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  2. ...ich fand das Buch auch richtig gut. Den Aufbau hätte ich auch anders erwartet, aber es war alles soweit stimmig. Potential für den Abschluss ist auch definitiv vorhanden :-) find deine Rezension richtig schön!

    LG

    Kay

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