Donnerstag, 31. Mai 2012

Top Ten Thursday - Mein erstes Mal

So, ich habe den "Top Ten Thursday" von Alice im Bücherland schon einige Male gesehen und immer bei vielen anderen Bloggern mitgelesen - aber selbst habe ich noch keinen Post gemacht. Irgendwas war einfach immer. 


 Heute habe ich aber gedacht: Blaue Bücher? Hab ich! Und ohne zu weit ins Regal zu kriechen oder meine nicht vorhandene Ordnung zu sehr zu zerstören, gibt es jetzt die 10, die mir als erste über den Weg liefen.


Ein paar sind subben noch rum, andere habe ich schon vor Jahren gelesen. Eine Liste von links oben nach rechts unten:

  1. "Elefanten sieht man nicht" von Susan Keller (gelesen und mit 4 Sternen bewertet)
  2. "Sushi für Anfänger" von Marian Keyes (schon vor meiner Rezi-Zeit gelesen, aber ich liebe es!)
  3. "The Hunger Games 2 - Catching Fire" (noch nicht gelesen, aber den ersten Teil fand ich toll)
  4. "Hex" von Kai Meyer (vor meiner Rezi-Zeit gelesen, es hat mir gefallen)
  5. "Das Stone Henge Ritual" von Sam Christer (noch nicht gelesen)
  6. "Vollidiot" von Tommy Jaud (aber sowas von 5 Sterne!)
  7. "Die 13 1/2 Leben von Käpt'n Blaubär" von Walter Moers (auch 5 Sterne)
  8. "Die Kaiserin des blauen Lichts" (ein märchenhafter Spontankauf, 4 Sterne)
  9. "Der Wald wirft schwarze Schatten" von Kari Braenne (noch nicht gelesen)
  10. "Ausgefressen" von Moritz Matthies (sau - äh - erdmännchenkomisch, 4 Sterne)
Nächste Woche ist das Thema dann "10 weiße Bücher" und ich denke, da mache ich auch wieder mit, denn weiße Bücher habe ich noch viel mehr...muhaha (???). 
Hm, nein - das war's nicht. Ich bin gerade auf Koffein und Zucker - "hihihi" - ja, das war besser ;-).

Schönen Abend noch!

Gewinnspielwerbung

Ich mache wieder ein bisschen Werbung und zwar für "Buecherlyrics". Dort gibt es ein Gewinnspiel, mit drei tollen Buchpaketen. Die zu gewinnenden Bücher sind

"Der Märchenerzähler" - Antonia Michaelis
"Das Orchideenhaus" - Lucinda Riley
"Kyria & Reb: Bis ans Ende der Welt" - Andrea Schacht
 
Wer teilnehmen möchte, muss sich aber ein wenig beeilen. Morgen um 20 Uhr ist Schluss.

Also, klickt euch rüber zu "Buecherlyrics" und macht mit - oder schaut einfach nur so beim Blog vorbei.

Viel Glück!

Rezension zu "Angel Eyes - Zwischen Himmel und Hölle" von Lisa Desrochers


Engelchen + Teufelchen = Langeweile ?!?

"Angel Eyes - Zwischen Himmel und Hölle" ist das Debüt der amerikanischen Autorin Lisa Desrochers und - mal wieder - der Auftakt einer fantasyreichen Jugendbuch-Trilogie. Trotz guter Grundidee ist es aber leider nichts, was man gelesen haben muss.

Inhalt: Die kurz vor dem Abschluss stehende Highschool-Schülerin Frannie ist verwirrt. Es gibt zwei überdurchschnittlich gut aussehende neue Schüler an der Haden High und beide buhlen um ihre Gunst. Den dunkelhaarigen Luc umgibt etwas gefährliches, während der blonde Gabe rein und sicher wirkt. Kein Wunder, denn was Frannie nicht weiß: Luc ist ein Dämon, der gekommen ist, um ihre Seele für die Hölle zu markieren, und Gabe ist ein Engel, vom Himmel geschickt, um sie zu beschützen und auf die Seite des Himmels zu holen. Frannies Gefühle spielen verrückt, während dunkle Kreaturen sie jagen...

Neben der ganz interessant klingenden Grundidee hat mich an diesem Buch besonders eins direkt in den Bann gezogen: Das wunderschöne Cover mit dem strahlend blauen Augen. Ein echter Hingucker, der mich beim Vorbeigehen direkt magisch anzog. Auf den ersten Seiten hielt die Begeisterung auch erst noch an. Es beginnt mit Luc, der neben Frannie einer der beiden Ich-Erzähler in "Angel Eyes" ist und an die Haden High kommt. Düster und mit schlechten Absichten lässt er von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er ein gefährlicher Junge, genaugenommen ein Jahrtausende alter Dämon, ist. Aber mit der Begeisterung war es dann doch schnell vorbei. Die beiden Ich-Erzähler langweilten nur noch.

Luc, so gut er mir am Anfang gefallen hat, verliert einfach viel zu schnell sein gesamtes Feuer - und zwar sowohl im wörtlichen als auch im bildlichen Sinne. Seine eigene Verwirrtheit darüber, dass er plötzlich Gefühle entwickelt, sorgt zwar noch für ein paar kleine Schmunzler. Das war's aber auch schon und aus dem bösen Jungen, der Gefahr ausstrahlen soll, wird Mr Langeweile.
Frannie hat mir sogar noch weniger gefallen. Mit ihr konnte ich von vornherein nichts anfangen. Ihr Charakter ist einfach blass, eine wirkliche Persönlichkeit war nicht zu erkennen, und ihr Schwanken zwischen Gabe und Luc wirkt einfach nur peinlich. Was soll sie überhaupt sein? Auf der einen Seite die Tochter aus erzkatholischem Hause, die nach dem Tod des Bruders den Glauben an Gott und damit - warum auch immer - auch direkt an jede Form von Liebe verloren hat. Ein schüchtern und unerfahren wirkendes Mädchen, dass mit Jungs bisher nicht viel am Hut hatte? Von wegen. Zählt man mit, begegnen einem im Laufe des Romans gleich vier Herren, mit denen Frannie in handlungsnaher Zeit Kontakt pflegt. Und auch bei Gabe und Luc scheint sie kaum moralische Probleme zu haben, wenn es darum geht, zweigleisig zu fahren - jedenfalls ist ihre Moral nicht stark genug, um sich in ihren Handlungen wiederzufinden. Mit dieser Protagonistin konnte ich mich einfach nicht anfreunden, auch nicht mit ihrer besonderen Rolle für Himmel und Hölle.

Einige Lichtblicke hatte der Roman in den Beschreibungen der Hölle, die sehr atmosphärisch und gelungen waren, und den immer wieder auftauchenden Dämonen, die Frannie angreifen. Leider wirkte das im Spannungsverlauf alles ein wenig gewollt. Hauptsächlich liest man von Frannies Hin und Her zwischen Gabe und Luc und immer, wenn es zu eintönig wurde, sprang mal eben ein Dämon aus der Ecke, verschwand recht schnell wieder und verkroch sich bis zu seinem nächsten Auftritt als kurzzeitiger Langeweile-Vertreiber. Wirklich gut ausgearbeitete Höhepunkte waren nicht dabei, nicht einmal das Finale konnte mich trotz Spannung und kurzer Einblicke ins Himmelreich, das ebenso interessant beschrieben wurde, wie sein unterirdisches Pendant, hundertprozentig überzeugen. Ich fand es zum Schluss sogar ein wenig zu verkitscht. Auch die Feindschaft zwischen Gabe und Luc hatte - trotz allem Potential - eher etwas von freundschaftlichen Sticheleien als von Auseinandersetzungen zwischen Todfeinden. 

Der Schreibstil ist guter Durchschnitt für ein Jugendbuch. Die Aufteilung auf zwei Ich-Erzähler, die gleichzeitig das gegensätzliche Liebespaar sind, fand ich bei anderen Romanen (z.B. "Nach dem Sommer" von Maggie Stiefvater) sehr gelungen, hier zündet aber dank langweiligem Jungen und unschlüssigem Mädchen weder die Liebesgeschichte noch konnten mich die Atmosphäre des Romans oder die Protagonisten selbst irgendwie berühren. Einige Charaktere, wie Frannies Großvater, waren wieder ganz gelungen, konnten allerdings auch nicht mehr viel wett machen.

Fazit: Eine gute Grundidee, die leider bis auf wenige Ausnahmen nicht allzu gut umgesetzt wurde. Die Ich-Erzähler sind oder werden im Laufe der Handlung schwach und langweilig, die Liebesgeschichte wirkt unbeholfen und auch die wenigen spannenden Momente konnten häufig nicht überzeugen. Sein Potential nutzt "Angel Eyes" leider nicht im geringsten. Leider nur 2 von 5 Sternen, weil es zumindest sprachlich noch recht ansprechend war.


Die "Angel Eyes"- Trilogie (mit Links zu Amazon.de)
  1. "Zwischen Himmel und Hölle" (Aug. 2011, englischer Originaltitel "Personal Demons")
  2. "Im Bann der Dunkelheit" (Aug. 2012, englischer Originaltitel "Original Sin")
  3. nicht bekannt (englischer Originaltitel "Last Rite")

 Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 384
Verlag : Rowohlt Polaris
ISBN: 978-3862520060
Preis: € [D] 14.95
  
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Rezension zu "Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal


Japanische Figürchen auf Welt- und Geschichtsreise

Mit "Der Hase mit den Bernsteinaugen" erzählt der Autor Edmund de Waal, Professor für Keramik in London, die Biographie seiner Vorfahren, der reichen jüdischen Kaufmannsfamilie Ephrussi. Kern seiner Familienrecherchen sind die 264 Netsuke, kleine geschnitzte Figürchen aus Japan, die nach dem Tod seines Großonkels in Tokio in seinen Besitz übergingen. 
Besonders gefallen hat mir "Der Hase mit den Bernsteinaugen" durch die einnehmende Art des Autors selbst, der mit ausgeprägtem Entdeckergeist und spürbarer Leidenschaft auf den Spuren der Vergangenheit seiner Familie wandelt, sich für jede neue Erkenntnis, für jedes noch so kleine Puzzlestück begeistern kann und seine Begeisterung in einem mitreißenden Erzählstil mit vielen liebevollen Details auch dem Leser nahe bringt.

De Waal beginnt seine Nachforschungen in Paris, wo die Sammlung der Netsuke Ende des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Der Ephrussi-Sohn Charles, der sich ohne die Verpflichtungen seiner älteren Brüder und mit dem Geld seiner Familie, die sich in Odessa im Getreidehandel ein beachtliches Vermögen erarbeitet hatte, ließ sich in Paris nieder und verbrachte seine Zeit im stattlichen Familiensitz vor allem mit Kunst. Neben Bekanntschaften mit vielen namhaften Künstlern interessierte sich der Neu-Pariser für die Kunststücke Japans und erwarb Stück für Stück die Netsuke, die als Hochzeitsgeschenk von Paris aus den Weg zu seinen Verwandten nach Wien nahmen. Zu Viktor und dessen Frau Emmy, de Waals Urgroßeltern.

In Wien bei seinen direkten Vorfahren angekommen, werden de Waals Erzählungen noch einmal deutlich intensiver, da er nun auch Kindheitserinnerungen seiner Großmutter und seines Großonkels einbinden kann, die er aus erster Hand oder aus Aufzeichnungen in ihren Nachlässen direkt erfährt. Er berichtet, wie die Kunstsammlung im Ankleidezimmer seiner Urgroßmutter einen Ehrenplatz fand und zum begehrten Spielzeug der Kinder des Hauses wurde.

In Wien brach dann auch, nach ersten Verlusten im ersten Weltkrieg, der Nationalsozialismus über die jüdische Familie herein, die zu dem Zeitpunkt schon über die ganze Welt verteilt war. De Waal berichtet von Enteignung, vom Verlust ihrer Heimat, von der Flucht und davon, wie ausgerechnet die 264 japanischen Figuren wieder in den Besitz der Familie kamen, wohingegen fast alles andere verloren ging. 
Zu guter Letzt machten sich die Netsuke im Gepäck des Großonkels wieder auf die Reise in ihrer Heimat nach Japan.

Insgesamt eine lesenswerte Biographie, die besonders durch den wundervollen Schreibstil des Autors und dessen Begeisterung für das Entdecken der eigenen Familiengeschichte besticht. Sehr empfehlenswert (auch wenn man nicht darauf warten sollte, dass der namensgebende "Hase mit den Bernsteinaugen", der den Schutzumschlag ziert, eine tragende Rolle spielen wird)!


"Der Hase mit den Bernsteinaugen" von Edmund de Waal bei Amazon.de

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 352
Verlag : Paul Zsolnay Verlag
ISBN: 978-3552055568
Preis: € [D] 19.90

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Rezension zu "Starters" von Lissa Price


Ein Körper zur Miete

"Starters" von Lissa Price ist ein Jugendbuch und der erste Teil von geplanten zwei Bänden, der wie so häufig eine Dystopie zum Thema hat. Während ich den Plot trotz schwächelnder Sprache sehr gelungen fand, war die obligatorische Liebesgeschichte überflüssig wie selten...

Vor den Details, erst einmal zum Inhalt: Nach einer verheerenden Sporen-Epidemie ist die Bevölkerung der USA stark geschrumpft. Durch Impfungen konnten nur Jugendliche ("Starters") und Alte ("Enders"), die eine Lebenserwartung von bis zu 200 Jahren haben, überleben, die mittleren Generationen wurden nahezu ausgelöscht. Jugendliche, die keine Großeltern mehr haben, leben illegal und versteckt auf den Straßen und in verlassenen Häusern. Sie haben keine Rechte, solange sie nicht volljährig sind, und wer geschnappt wird, landet in Heimen, in denen Ausbeutung und Gewalt an der Tagesordnung sind.

Auch Callie und ihr kleiner Bruder Taylor gehören zu den jugendlichen Hausbesetzern. Als Taylor immer kränker wird und die Nahrung knapper, beschließt Callie widerwillig ihren Körper in der so genannten "Body Bank" an Enders zu vermieten. Beide Seiten müssen bei der Vermietung strenge Regeln einhalten, die den Missbrauch der Körper für Illegales verhindern sollen und durch einen Chip kontrolliert werden. Dadurch fühlt Callie sich sicher, während ihr Bewusstsein schläft und ein Ender mit ihrem Körper durch die Welt spaziert - doch etwas geht schief und Callie erwacht zu früh in ihrem Körper, im Leben einer Fremden, die kurz davor war, in Callies Körper einen Mord zu begehen...

Was mich am Buch sofort begeistern konnte, ist das Cover. Die Gestaltung des Schutzumschlags ist schlicht, aber in seiner Schlichtheit für mich sehr überzeugend und aussagekräftig, wie es die Hülle eines Menschen darstellt, ohne ins Detail zu gehen und ihn so zu personalisieren. Denn darum geht es in dieser Dystopie: Der Körper wird wie eine Hülle betrachtet, die man für eine begrenzte Zeit und ausreichend Geld anderen Nutzern zur Verfügung stellt. In diesem Zusammenhang und auch aus ästethischen Gesichtspunkten hat der IVI-Verlag mit diesem Cover einen Volltreffer gelandet.

Auch den Plot fand ich insgesamt sehr gelungen, gut durchdacht und überzeugend. Callie erfährt durch ihre Mieterin mehr über die "Body Bank" und beginnt zu zweifeln, wem sie trauen kann. Ihre Suche nach der Wahrheit bringt sie in viele Gefahren, doch während sie das Leben ihrer Mieterin führt, lernt sie auch einen Luxus kennen, von dem sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr zu träumen gewagt hatte und sieht eine Chance, ein neues Leben zu beginnen. Zuerst aber muss Callie die Pläne der "Body Bank" und ihres geheimnisvollen Leiters, dem "Old Man", der sich immer hinter einer Maske versteckt, durchkreuzen.  Der investigative Anteil der Geschichte bildet den Mittelpunkt der Handlung. Er ist sehr spannend, gut durchdacht und der Leser erlebt einige Überraschungen, während Callie die dunklen Machenschaften des "Old Man", die langfristig die Existenz aller Starters gefährden könnten, Stück für Stück aufdeckt.

Callie tritt dabei als Ich-Erzählerin auf und ist ein sehr überzeugender Charakter, dessen Handlungen und Beweggründe ich als Leser gut nachvollziehen konnte. Sie ist sowohl sympathisch als auch stark und mutig und sticht mit diesen Eigenschaften und ihrer Authentizität aus der Masse der Jugendbuch-Protagonistinnen, naiv und hilflos wie sie oft sind, hervor. Wer Freude an einer Protagonistin hat, die die Dinge selbst in die Hand nimmt, wird von Callie sicher nicht enttäuscht sein. Auch andere Charaktere sind gut gelungen. Sowohl unter den Enders als auch unter den Starters finden sich abwechslungsreiche, teilweise skurrile Nebencharaktere, die diesen Roman was die Figuren angeht sehr bunt gestalten.

Mit der "Liebesgeschichte" hatte ich bei "Starters" große Probleme. Der Roman an sich hätte eine solche auch überhaupt nicht gebraucht, aber eine Junge-Mädchen-Sache gehört bei Jugendromanen ja mittlerweile zur Grundausstattung und so lernt auch die junge Ich-Erzählerin dieses Buches einen gutaussehenden Jungen, Blake, kennen und nach anfänglicher Skepsis lieben. Neben der Suche nach den Geheimnissen der "Body Bank" geht die Liebesgeschichte in diesem Roman aber leider fast vollständig unter. Die Autorin opfert ihr nur wenige Seiten und überreizt das Thema "Liebe auf den ersten Blick" bei diesen wenigen Momenten der Zweisamkeit bis zum Äußersten, was die Beziehung von vornherein wenig glaubwürdig erscheinen lässt. Mit der Zeit entwickelten sich zwar ein, zwei schöne Situationen, aber am Ende sind diese wie auch der Charakter "Blake" selbst praktisch null und nichtig. Interessant wird vielleicht zu sehen sein, was die Autorin im zweiten Teil, "Enders", noch daraus machen kann. Bis jetzt bin ich jedenfalls eher enttäuscht, zumal auch noch das Potential eines Eifersuchts- und Dreieckskonflikts mit Callies Freund und "Mitbewohner" (wenn man das denn unter Hausbesetzern so nennen kann) Michael, der sich in ihrer Abwesenheit um ihren Bruder kümmerte, ungenutzt verpuffte.

Der Schreibstil ist durchschnittlich und liest sich flüssig. Es gibt weder Stolpersteine noch besondere Highlights in der Formulierung. Die Charaktere und ihre Handlungen wirken mit ihrer Sprache zwar authentisch, besonders auch die Ich-Erzählerin Callie, mit den eher flachen Beschreibungen der Umgebung und Situationen schafft es die Autorin aber leider nicht immer eine zur Dystopie passende Atmosphäre zu erzeugen oder ihren Figuren besonders viel Leben einzuhauchen. "Starters" ist zwar eine spannende, aber keine besonders düstere oder atmosphärisch bedrückende Dystopie. Da habe ich leider schon viele deutlich bessere gelesen. Der Spannungsverlauf ist allerdings gut ausgearbeitet. Neben einigen kleinen Höhepunkten gipfelt alles in einem fesselnden Finale, das mit einigen gelungenen Wendungen aufwarten kann. Der beinahe obligatorische Cliffhanger am Ende macht Lust auf mehr, er kam aber, betrachtet man den Verlauf und einige Passagen der Handlung, nicht wirklich überraschend. 

Fazit: Schönes Cover, schöner Plot. Auch die Umsetzung der dystopischen Idee ist gelungen und führt zu einer spannenden Jagd. Sprachlich gehört "Starters" allerdings leider zu den schwächeren Jugendromanen und auch die Liebesgeschichte konnte nicht überzeugen. Wer eine spannende, gut durchdachte Dystopie lesen will, wird mit "Starters"sicherlich seine Freude habe, wer auf Teenie-Liebesgeschichten steht, eher nicht. Mir hat es insgesamt trotz der sprachlichen Ausbaufähigkeit gut gefallen. 4 Sterne


Die Reihe (mit Links zu Amazon.de):
  1. "Starters" (März 2012, englische Originalausgabe: "Starters")
  2. "Enders" (Nov. 2012, englische Originalausgabe: "Enders")

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, 3. Auflage
Seiten: 400
Verlag : IVI
ISBN: 978-3492702638
Preis: € [D] 15.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Montag, 28. Mai 2012

Rezension zu "Besessen - Mercy 3" von Rebecca Lim


Die Engel kommen...

"Besessen" ist der dritte Teil der Mercy-Tetralogie von Rebecca Lim und im Vergleich zu den Vorgängern nimmt die Geschichte endlich Fahrt auf. "Besessen" konnte mich daher etwas mehr überzeugen als "Erweckt". Der große Wurf ist es allerdings immer noch nicht...

Inhalt: Mercy erwacht im Körper des bildhübschen, aber durch Drogen und schlechtes Verhalten kurz vor dem Absturz stehenden Supermodels Irina in Mailand. Während sie versucht sich in Irinas Leben zurecht zu finden und Ryan aufzuspüren, suchen sie immer mehr Erinnerungen an ihr früheres Leben und merkwürdige Vorahnungen heim. Doch dieses Mal bleibt ihr nicht viel Zeit, denn die Acht sind auf dem Weg nach Mailand, um sie erneut zu verstecken, denn auch Luc, der überirdische Mann aus ihren Träumen, hat sie endlich gefunden...

Das Positive vielleicht zuerst: Mercy, und mit ihr auch der Leser, erfährt endlich wer sie ist und warum sie dieses Leben ohne Erinnerungen in immer neuen Körpern führen muss. Nach den Andeutungen in den vorangegangenen beiden Bänden werden die Zusammenhänge klarer und die großen Geheimnisse gelüftet. Im Gegensatz zu den eher kleinen Fortschritten in "Gefangen" und "Erweckt" macht "Besessen" hier riesige Sprünge und legt ein ordentliches Tempo vor. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht und gipfeln in einem wirklich spannenden, mitreißenden und starken Finale, das auch für einige langatmigere Passagen entschädigen kann und richtig Hoffnung für den letzten Teil macht. Mit einem kleinen Cliffhanger sorgt die Autorin außerdem dafür, dass nach diesem Teil nun wirklich kein Leser mehr die Reihe aufgeben wird - ich zumindest nicht.

Auch gut gefallen hat es mir, dass Luc und die Engel jetzt auch aktiv, und nicht mehr nur in Mercys Träumen, in die Handlung eingreifen. Da gibt es noch einige überraschende Wendungen. Besonders Mercys Bewacher, der gutaussehende, sympathische Engel K'el, der sich ihr immer wieder zeigt, um sie vor Luc zu warnen, und Erinnerungen an eine gemeinsame Vergangenheit in ihr weckt, hat mir als Nebencharakter sehr gut gefallen. K'el Warnung vor Luc, der doch der einzige war, der sie zumindest in ihren Träumen nie allein ließ und sie immer dazu ermutigte nach ihm zu suchen, bringen Mercys Gefühlswelt ordentlich durcheinander. Auch Luc entwickelt sich in "Besessen" von einer eher schattenhaften Traumfigur zu einem sehr überzeugenden Nebencharakter und bringt zusammen mit K'el und einigen anderen Engeln Abwechslung und Spannung in die Geschichte. 

Für eine Liebesgeschichte hätte sicher auch Mercys Beziehung zu K'el das nötige Potential gehabt - ja, vielleicht hätte mir K'el sogar viel besser gefallen als das Menschlein Ryan, das vor allem durch Abwesenheit glänzt. Dass es den auch noch gibt, konnte man ja bereits in "Erweckt" fast vergessen, und auch in "Besessen" bleibt seine Rolle bis zum Ende marginal. Seit die Beziehung in "Gefangen" ihren Anfang fand und dort genau genommen die Kinderschuhe auch nie verlassen hat, hat sie sich jetzt über zwei Bände hinweg kaum weiterentwickelt. Das ist sehr schade. Außerdem wirkt die Verbundenheit der beiden dadurch sehr gewollt. Was genau findet Mercy an Ryan, den sie eigentlich kaum kennt? Woher die große Liebe? Das kann ich mittlerweile nicht mehr nachvollziehen und es begann daher ins Kitschige abzurutschen. Ryan hat sich durch seine ständige Abwesenheit nahezu überflüssig gemacht und die Gefühle - die dann doch noch, ähnlich wie in "Erweckt", auf einer Handvoll Seiten zum Ende hin aufkamen - konnten mich einfach nicht mehr richtig berühren.

Leider hat auch Mercys Charakter wieder ein wenig nachgelassen. Vorher war sie stark und hat vieles selbst in die Hand genommen, doch je mehr sie über sich erfährt, desto lebensunfähiger wird sie. Das ist wohl zum Teil gewollt, doch ihr ständiger Schwindel, ihre Benommenheit und ihr gedankliches Abschweifen bis hin zur Halluzination bei jeder Kleinigkeit, die sie entfernt an etwas Vergangenes erinnert, haben mir etwas die Freude an der ansonsten überzeugenden und immer sehr glaubhaft dargestellten Ich-Erzählerin genommen. Sie ist ständig ausgeknockt und lässt sich von anderen durch Irinas Leben schleifen - ein Leben im Übrigen, das abgesehen von einem kleinen persönlichen Konflikt, bei dessen Mercy kurzzeitig mir ihrer alten Stärke glänzen kann, keinen vergleichbaren Tiefgang zu bieten hat, wie das Leben der Lela oder gar Carmens Leben mit der spannenden Suche nach Ryans Schwester in den Vorgängerbänden.

Der Schreibstil ist nach wie vor sehr gut. Es lässt sich flüssig lesen und wirkt sprachlich sehr natürlich. Sowohl die Sprache als auch die Geschichte machen die Mercy-Reihe trotz Herausgabe als Jugendbuch auch für erwachsene zu einem Lesevergnügen. Gestalterisch bleibt das Cover mit dem gehighlighteten Auge im Mädchengesicht der Reihe treu, allerdings finde ich es farblich etwas weniger spannend als die beiden anderen Teile.

Fazit: Ich bin etwas unschlüssig. Spannend ist dieser dritte Teil geworden, keine Frage, und das Finale ist herausragend gut. Leider bin ich aber von der Liebesgeschichte erneut enttäuscht und Mercy verblasst mit der Passivität in ihrer Entwicklung ein wenig, was durch starke Nebencharaktere wie Luc und K'el nicht ganz wieder ausgeglichen werden kann. Insgesamt hat es mir deutlich besser gefallen als "Erweckt", auch wenn es noch ein paar Schwachstellen gab. 4 Sterne - und bei dem Finale kann "Befreit" jetzt eigentlich nur ein richtiger Knaller werden. Ich warte gespannt...



Earthbound-Reihe (mit Links zu Amazon.de):
  1. "Gefangen" (Okt. 2011, engl. Originaltitel: "Mercy") - Meine Rezension
  2.  "Erweckt" (Jan. 2012, engl. Originaltitel: "Exile") - Meine Rezension
  3. "Besessen" (Feb. 2012, engl. Originaltitel: "Muse")
  4. "Befreit" (Jul. 2012, engl. Originaltitel: "Fury")
 
Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage
Seiten: 319
Verlag : Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473368303
Preis: € [D] 14.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Samstag, 26. Mai 2012

Sommerliches Lesen: Ein paar Bilder im Grünen

Endlich ist der Sommer da. Bei schönem Wetter hält mich nicht viel in der Wohnung und diese Woche habe ich einfach mal die Kamera mit in den Park genommen, in den ich sehr gerne gehe, um zu Lesen, zu lernen oder - wie auf dem Bild - mit dem Block auf dem Schoß in meiner schönsten Sauklaue Rezensionen zu schreiben. (Alle Bilder werden durch anklicken größer)



Der Platz direkt am Teich, der durch zwei große Bäume (Rotbuchen, um genau zu sein, die einen an warmen Herbsttagen gerne mit Unmengen von Bucheckern "bespucken") vollständig im Schatten liegt, ist mein Lieblingsplatz - und da die meisten anderen Menschen die sonnigeren Plätze bevorzugen, ist er auch meistens frei...was soll ich auch zum Lesen in die Sonne gehen? Da müssen meine Sommersprossen und ich ja nach 10 Minuten wieder zusammenpacken und in den Schatten gehen *g*.

Man kann sich die Zeit dort aber auch mit schönen Spaziergängen vertreiben (noch schöner wären sie, wenn die Radfahrer - wenn sie schon nicht die Verbotsschilder am Eingang beachten, die das Radfahren im gesamten Park untersagen - auf den teilweise schmalen Wegen ein bisschen Rücksicht nehmen würden *mal den Zeigefinger heb*. Ich schiebe meins ja auch!).

Zu sehen gibt's bunte Blumen...



...Grünzeug und Bäume...


...komische, schuppige Tentakel-Tannen (an denen leider kein Schild steht, was das sein soll - kennt die jemand?)...


...rostfarbende ("Eisenocker führende") Quellen ...


... und ein paar gefiederte Spaziergänger, die manchmal ein bisschen Krach machen. Die sind natürlich ziemlich an Menschen gewöhnt, aber gerade mit Küken unterwegs und ein bisschen zickig ;-).


Und nicht zu vergessen: Ruhrgebiet halt ;-)

 

Freitag, 25. Mai 2012

Neuer Lesestoff: 1, 2 und 3...

Es sind wieder drei Bücher bei mir eingezogen. Eins aus der Bibliothek, eins für eine Leserunde bei lovelybooks.de und eins von vorablesen.de.


Also, von links nach rechts:

"Sarg niemals nie" von Dan Wells

Inhalt: Der verrückteste Horror, den man für Geld kaufen kann: England im Jahr 1817. Oliver Beard sitzt wegen seiner Gaunereien im Gefängnis. Als die Gelegenheit günstig ist, fädelt er seine Flucht ein und lässt sich nach draußen schaffen – im Sarg. Auf dem nahe gelegenen Friedhof steigt er wieder aus dem Grab. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass er ab sofort eine Schar Vampire am  … nun ja … Hals hat, die ihn für ihren auferstandenen Anführer halten – und zu allem Überfluss ist der wahre Gebieter der Vampire auch schon unterwegs, um seine Ansprüche geltend zu machen …(Quelle: Amazon.de)

Das Buch habe ich bei einer lovelybooks-Leserunde gewonnen und steht deswegen jetzt auch ganz oben auf meiner Leseliste. Mit "Ich bin kein Serienkiller" konnte mich Dan Wells nur optisch überzeugen - inhaltlich eher nicht. Bin auf dieses gespannt. Wie die John-Cleaver-Reihe ist es übrigens auch wieder ein "Rough Cut" - hoffentlich stört mich das beim In-der-Hand-halten nicht wieder so...

~~~~~~~~~~~~~~~


Inhalt:  Zed Benedict umgibt ein Geheimnis. Mit seiner Arroganz, seiner Unnahbarkeit, seinem Zorn schüchtert er alle ein: Lehrer, Mitschüler. Auch Sky, die sich, allerdings heimlich, stark zu dem unverschämt gut aussehenden Jungen hingezogen fühlt. Doch dann hört sie plötzlich seine Stimme in ihrem Kopf ... und er versteht ihre gedachte Antwort! Als Zed daraufhin behauptet, Sky sei sein Seelenspiegel, sein ideales Gegenstück und ein Savant wie er, ein Mensch mit einer übernatürlichen Gabe, glaubt Sky ihm kein Wort. Und will ihm nicht glauben – denn tief in ihr drinnen rührt sich eine Fähigkeit, vor der sie eine Höllenangst hat ...(Quelle: Amazon.de)

Kommt aus der Bibliothek. Ich hatte es vorgemerkt und habe es heute abgeholt. So wie es noch aussieht, bin ich wohl die erste, die es lesen wird *g*. Der Plot klingt, finde ich, ganz interessant, das Cover ist dagegen nicht so meins. Da ich davon ausgehe, dass bei dem Buch schon eine ziemliche Vormerkungswarteliste existiert, werde ich es sobald wie möglich lesen - Verlängern wird in keinem Fall drin sein. Habe aber erst noch drei, vier andere...manchmal sind Vormerkungen halt blöd zu planen. Habe schon von anderen gehört, dass sie dann die 10 Tage Abholzeit ausreizen, um mehr Lesezeit zu haben, aber so fies bin ich irgendwie nicht...Ich hol's immer sofort ab, wenn ich es zeitlich schaffe.

~~~~~~~~~~~~~~~~

"Stimmen in der Nacht" von Laura Brodie

Inhalt: Eine harmlose Studentenparty in einer kleinen amerikanischen Universitätsstadt endet mit einem Ausbruch von Gewalt im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen.
Zehn Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch: Maggie, inzwischen fünfzehn, wird von alten Albträumen gequält, hat Probleme in der Schule, schwänzt den Unterricht. Sie selbst weiß nur, dass ihr ihre neue Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht, unheimlich ist. Warum löst Grace, die Lehrerin, die altbekannten Ängste in Maggie aus, die längst überwunden schienen? Und was ist vor zehn Jahren wirklich geschehen? (Quelle: Amazon.de)

Das Buch von vorablesen.de. Die Leseprobe war super spannend und ich freue mich schon richtig auf das Buch. Endlich mal wieder was, was mich bei vorablesen angesprochen hat. Hatte mich seit Wochen für kein Buch mehr beworben. Zum Glück hat es dann gleich geklappt. Es erscheint übrigens schon am 1. Juni, also schon in einer Woche.

Rezension zu "Blutrote Schwestern" von Jackson Pearce


 Starre Charaktere und vorhersehbare Handlung

"Blutrote Schwestern" von Jackson Pearce ist ein Werwolf-lastiger Jugendroman aus dem Contemporary-Fantasy-Bereich, der mir aufgrund mangelnder Entwicklungen bei den Charakteren, fehlender Sympathieträger und langweiliger Liebesgeschichte nicht gefallen hat.

Vor den Details, aber erst einmal der Inhalt: Vor sieben Jahren wurden die 11-jährige Scarlett und ihre jüngere Schwester Rosie im Haus ihrer Großmutter Opfer eines Werwolfangriffs. Die Großmutter stirbt und Scarlett überlebt schwer verletzt. Für den Rest ihres Lebens wird sie von Narben gezeichnet sein. Sieben Jahre später jagt Scarlett die Fenris (Werwölfe), die es auf junge, schöne Frauen abgesehen haben. Auch die 16-jährige Rosie ist zur Jägerin geworden, ist aber längst nicht so überzeugt von dieser Lebensaufgabe wie ihre Schwester. Als Silas, Scarletts bester Freund und Jagdgefährte, von einer längeren Reise in den kleinen Heimatort zurückkehrt und Rosie sich in ihn verliebt, beginnen die Gewissensbisse gegenüber der Schwester, denn Rosie wünscht sich vom Leben mehr als die Jagd. Vorerst muss sie jedoch weiter jagen, denn die Fenris sind gerade ungewöhnliche viele und werden stärker. Scarlett und Rosie machen sich auf die Suche nach der Ursache...

Der Prolog hat mir noch wirklich gut gefallen. Spannend wie er ist, machte er mir wirklich Hoffnung auf einen spannenden Roman. Die Hoffnung wich nur leider schon bald der Ernüchterung. 
Schon der Schreibstil, der formulierungstechnisch teilweise noch für Lichtblicke sorgte, aber auch gelegentlich ins Pathetische abrutschte, war nicht einfach zu lesen. War der Prolog noch aus der dritten Perspektive erzählt, so wechselten sich in den folgenden Kapiteln die Schwestern Scarlett und Rosie als Ich-Erzählerinnen im Präsens ab. Normalerweise habe ich mit solchen Erzählerwechseln wenig Probleme, aber, obwohl jedes Kapitel mit dem Namen der Erzählerin überschrieben war, konnte ich in diesem Buch nur schwer den Überblick behalten. Sprachlich unterscheiden sich die beiden nicht und zudem halten sie sich in der Regel am gleichen Ort auf. Auch die spezifischen Gedankengänge waren oft nicht eindeutig genug. Die einzige Unterscheidungsmöglichkeit, wenn die erste Seite des Kapitels erst einmal umgeblättert ist, bietet sich, wenn eine Schwester die andere namentlich erwähnt. Unterbrechungsfreies, flüssiges Lesen fiel mir daher schwer, da ich des Öfteren an den Kapitelanfang zurückblättern musste.

Die Charaktere konnten mich leider auch nicht begeistern. "Heldinnen", wie die Buchrückseite es verspricht, gibt es nicht, höchstens eine "Heldin" im Singular und auch das nur mit Einschränkung. Diese Vielleicht-Heldin ist Scarlett. Sie lebt für die Jagd, ist stark, unerbittlich und kennt ihre Ziele. Ihre Narben, ihr entstelltes Gesicht und die Kompromisslosigkeit mit der sie die Jagd verfolgt, verleihen der älteren der beiden Schwestern die Ecken und Kanten, der einen Charakter interessant, menschlich und somit auch sympathisch machen könnten. "Könnten", denn was Scarlett fehlt, ist alles andere. Die Grundsubstanz aus anderen Eigenschaften, die ihre Ecken ausgleichen würden. Doch Scarlett ist einfach nur schwarz-weiß und bleibt es auch. Die Momentaufnahme der toughen, zurückgezogenen Killerin, die nichts und niemanden - erst recht keine Liebe - an sich heranlässt, entwickelt sich nicht weiter. Das war sehr enttäuschend.

Rosie ist das genaue Gegenteil von Scarlett, dabei aber genauso schwarz-weiß. Sie ist nett, hübsch, naiv und hilfsbedürftig. Was sie noch weniger zur Heldin macht, als Scarlett, ist, dass sie keine greifbare Persönlichkeit hat und sogar widersprüchlich ist. Die jagt nur, weil sie, die bei dem Angriff vor sieben Jahren unverletzt blieb, sich der vernarbten Schwester gegenüber verpflichtet fühlt, will dann aber - obwohl sie ja angeblich gar nicht jagen will - unbedingt allein auf die Jagd gehen und ist wütend, wenn Scarlett sie nicht lässt. Sie wünscht sich ein anderes Leben, braucht aber Silas, den plötzlichen Traumtypen, der ihr sagt, was sie sich wünscht. Rosie braucht einfach immer jemanden, an den sie sich klammern kann, sie will gerettet werden. Ihre Entwicklung ist zwar etwas größer als Scarletts, sie war mir mit ihrem triefenden Selbstmitleid aber einfach nur zuwider.

Also zwei Protagonistinnen und beide sind eindimensional. Der entstellte, mörderische Eisklotz und das "Rette-mich/Hilf-mir"-Engelchen. Die Summe aus beiden wäre bestimmt ein wundervoll facettenreicher Charakter, einzeln sind beide uninteressant. 
Was hat der Roman sonst noch zu bieten? Die Liebesgeschichte? Das hübsche Mädchen kriegt den wahnsinnig attraktiven Typen. Das Mädchen mit den Narben liebt ja ohnehin nur die Jagd. Klischees, wohin das Auge reicht. Spannender wäre wohlmöglich gewesen, wenn sich die emotional verschlossene Scarlett öffnet, aber die Autorin wählt den offensichtlichen, einfachen Weg. Silas ist dadurch auch nicht wirklich ein spannender Charakter - er beschützt das "Rette-mich"-Häschen. Der Prinz, der das arme Ding aus seinem schrecklichen Leben befreit. Gähn. Mich konnte diese Liebesgeschichte nicht berühren, ich fand sie sehr frustrierend.

Da auch die Rotkäppchenhafte Gestaltung des Covers sich inhaltlich, abgesehen von ein paar schlechten "böser Wolf"-Andeutungen, nicht wiederfinden ließ, waren die Kämpfe mit den Fenris und die Fenris selbst das einzige, was mich zwischenzeitlich überzeugen konnte. Die Fenris sind zwar auch eindimensional böse, aber immerhin sorgt ihr gelegentliches Auftauchen für etwas Spannung. Die Haupthandlung, die Suche nach der Ursache für die steigende Anzahl und zunehmende Stärke der Fenris, war dagegen einfach entsetzlich vorhersehbar; falsche Fährten wirkten halbherzig und Versuche, die Entschlüsselung der Wahrheit durch die Protagonisten hinauszuzögern, nur plump. 

Fazit: Lange Schreibe, kurzer Sinn - kein überzeugender Roman. Die Charaktere sind langweilig, die Handlung ist vorhersehbar, die Liebesgeschichte herzlos. Kurze Lichtblicke waren die Kämpfe, sodass es wenigstens in Sachen Action ein bisschen was zu lesen gab. 2 Sterne für diesen versuchten Rotkäppchen-Abklatsch.


"Blutrote Schwestern" von Jackson Pearce bei Amazon.de

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, Okt. 2011
Seiten: 368
Verlag : PAN
englische Originalausgabe: "Sisters Red"
ISBN: 978-3426283523
Preis: € [D] 16.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Donnerstag, 24. Mai 2012

Rezension zu "Silberlicht" von Laura Whitcomb


Einfach bezaubernd

"Silberlicht" von Laura Whitcomb ist ein 2010 bei PAN erschienenes Jugendbuch, das sich durch seine besondere Art ein wenig von anderen Jugendromanen im Bereich der Romantic/Contemporary Fantasy abheben kann. Ich fand es einfach nur bezaubernd.

Zuerst aber ein paar Sätze zum Inhalt: Helen ist tot und das schon seit mehr als 100 Jahren. Sie ist, wie sie sich selbst nennt, "Licht", zu dem sie wurde, als sie sich nach ihrem Tod aus Angst vor der Hölle an lebende Menschen, die sie ihre "Bewahrer" nennt, klammerte und ihnen danach jeden Tag als Muse zur Seite stand, um ihnen ein paar Anregungen einzuflüstern.
Als sie eines Tages Blicke auf sich spürt, ändert sich ihr Dasein als Licht plötzlich. Noch nie konnte ein Mensch sie sehen und noch nie hat sie ein anderes "Licht" wie sich selbst gesehen. Doch genau das ist James. Er ist seit Jahrzehnten tot, wie sie, und hat wenige Tage vor ihrem Aufeinandertreffen den Körper des Schülers Billy übernommen. Helen sieht nach der Begegnung mit James ganz neue Möglichkeiten für sich selbst. Auch sie könnte einen Körper haben und ist endlich nicht mehr allein...

Was macht "Silberlicht" also meiner Meinung nach besonders? Zum einen mögen die Protagonisten vielleicht in jugendlichen Körpern leben, sie selbst sind es aber nicht, sondern waren bei ihrem Tod beide Ende Zwanzig und sind somit, trotz langer Einsamkeit, nicht mehr ganz unerfahren. Die Liebesgeschichte beginnt noch langsam, wird aber recht schnell ziemlich stürmisch und dabei zwar auch etwas romantisch, die üblichen leicht kitschigen Anschmachtungen, Liebesbekundungen und das Rumdrucksen, wie man sie aus vielen anderen Jugendromanen kennt, werden hier aber im Rekordtempo durch handfestere Bezeugungen gegenseitiger Zuneigung ersetzt. Die häufig vorkommende, leicht prüde und ängstlich wirkende Vermeidung von Sex zwischen ihren Protagonisten oder Anhimmelung der Jungfräulichkeit  teilt Lisa Whitcomb jedenfalls nicht im Geringsten mit ihren anderen amerikanischen Genre-Kollegen. Das war zur Abwechslung mal ganz erfrischend und für eine Altersempfehlung ab 14 Jahren auch nicht unangemessen.

Zwar könnte man auch bei "Silberlicht" wieder anmerken, dass die Idee von Liebe auf den ersten Blick ein wenig überreizt wird, aber ich habe das in "Silberlicht" gar nicht als übertrieben empfunden. Helen ist von James' Anwesenheit zunächst verängstigt, gleichzeitig aber auch fasziniert. Dass Helen sich zu ihm hingezogen fühlt, ist auch leicht nachzuvollziehen, immerhin ist er nicht irgendein Typ, der ihr unter Hunderten zulächelte, sondern seit mehr als hundert Jahren der einzige, der sie sehen und mit ihr sprechen kann. Das verleiht dem Paar eine Sonderstellung, die für mich das schnelle Aufflammen der Beziehung verständlich machte.

Der zweite Punkt, der "Silberlicht" aus der Masse herausstechen lässt, ist, dass es allein um die Entwicklung der Charaktere geht, also um James und die Ich-Erzählerin Helen, sowie um die familiären Probleme ihrer eingenommenen Körper - und was den Roman besonders macht: Damit kommt er auch aus. Er braucht keine große Action, keine Bedrohungen von außen, keine anderen übernatürlichen Wesen, um die Handlung aufzupeppen, sondern ist allein durch seine Charaktere spannend und überzeugend und bietet eine breite Palette emotionaler Höhen und Tiefen.

Die Ich-Erzählerin Helen hatte mich ohnehin schon nach wenigen Seiten ganz und gar für sich eingenommen. Sie ist sehr poetisch veranlagt, was sich auch im wunderschönen Schreibstil des Romans widerspiegelt, und schwärmt begeisternd für klassische Literatur - kein Wunder in Anbetracht ihrer Jahrzehnte andauernden Tätigkeit als Muse an der Seite diverser literatur- und theaterverbundener Menschen. Außerdem wird ihr Schicksal mit einer so greifbaren, bedrückenden Traurigkeit und Einsamkeit geschildert, dass ich gar nicht anders konnte, als mit ihr mitzufühlen. Ein unglaublich schöner Charakter.
Auch die Nebencharaktere sind überzeugend und sehr facettenreich. Der Roman zeigt menschliche Abgründe, ohne offensichtliche Klischees zu bedienen, sondern setzt bei den Figuren eher auf den Kontrast zwischen äußerer Wirkung und tatsächlicher Persönlichkeit, was ich sehr gelungen fand.
 
Die äußere Gestaltung mit den golden glänzenden Schnörkeln auf dem gelblichen Cover dieser gebundenen Ausgabe mit allerdings sehr dünnen, flexiblen Buchdeckeln, fand ich zu guter Letzt ebenfalls sehr gelungen und passend zum Inhalt. Die englische Ausgabe mit dem schönen Titel "A Certain Slant of Light" verfolgt einen ganz anderen, überhaupt nicht verträumten Ansatz, der mir aber auch gut gefällt und genauso zum Buch passt.

Fazit: Ein sprachlich wunderschöner Roman mit überzeugender Handlung und bezaubernder Protagonistin. Einfach nur empfehlenswert - auch für Erwachsene. 5 Sterne


"Silberlicht" von Laura Whitcomb bei Amazon.de 

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage  (März 2010)
Seiten: 320
Verlag : PAN
englische Originalausgabe: "A Certain Slant of Light"
ISBN: 978-3426283288
Preis: € [D] 14.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage

Dienstag, 22. Mai 2012

Neuer Lesestoff: Vom Wandern und Leihen

Oh Mann, oh Mann. Ich habe heute wieder festgestellt, wie unvollständig meine Wunschliste immer noch ist, obwohl ich seit Wochen versuche, sie immer aktuell zu halten und auch wirklich jedes Buch, das ich lesen möchte, draufzusetzen...aber von wegen.

Heute musste ich nämlich in der Zweigstelle meiner Stadtbibliothek die meisten meiner geliehenen Bücher zurückgeben - nur eins der neun Bücher ist ungelesen zurückgegangen, damit war ich sehr zufrieden. Jedenfalls habe ich heute morgen schon ein bisschen den Online-Katalog meiner Bib mit meiner Wunschliste abgeglichen...das mache ich eigentlich immer so, wenn ich weiß, dass ich vorbeifahre. Nur ein Buch meiner WL war in dieser Zweigstelle heute ausleihbar - "Tschick" von Wolfgang Herrndorf. 

Nur kaum stehe ich vor und gehe ich durch die Regale, habe ich schon wieder einen ordentlichen Stapel in der Hand. Hier ist meine Ausleihe von heute:


Also, "Tschick" ist dabei - und noch 8 andere *g*. Ich schreibe euch bei so vielen Büchern nur, warum ich sie ausgesucht habe, die Inhalte findet ihr über die Links (Amazon.de).

  1. "Von der Nacht verzaubert" von Amy Plum - das Buch lief mir in letzter Zeit so oft über den Weg, ich kann gar nicht verstehen, warum ich es nicht auf der WL hatte. In der Bib habe ich es aber natürlich trotzdem erkannt und gleich mitgenommen.
  2. "Die Kane-Chroniken 1 - Die rote Pyramide" von Rick Riordan - auch schon oft gesehen. Früher habe ich immer viele Bücher rund um Ägypten gelesen, ob Fantasy oder historisch. Das wird jetzt aber das erste seit Jahren sein. Ich weiß gar nicht warum ich so lange nichts mehr in die Richtung gelesen habe...das letzte, an das ich mich erinnere, war "Das Mädchen Thu und der Pharao" und das ist bestimmt auch schon fast 10 Jahre her...
  3. "Eternally - Selbst die Ewigkeit kann uns nicht trennen" von Lisa Cach - ein wunderschönes Cover, finde ich. Es geht natürlich um eine übernatürliche Liebe, Hexen und den Traummann (wobei das "Traum" in dem Fall wohl sehr wörtlich ist, wenn man die Kurzbeschreibung so liest). Bin gespannt.
  4. "Numbers - Den Tod vor Augen" von Rachel Ward hatte ich schonmal ausgeliehen, musste es dann aber wegen einer Vormerkung wieder abgeben, bevor ich die Zeit gefunden habe, es auch zu lesen. Es spielt gut 20 Jahre nach dem ersten Teil, die Fähigkeit den Todestag zu sehen ist von der Mutter auf den Sohn, Adam, übergegangen. Klingt sehr interessant, aber ob mir die alte Heldin Jem - so rotzig sie auch war - vielleicht doch fehlen wird?
  5. "Numbers - Den Tod im Griff" von Rachel Ward - ja, der dritte Numbers-Teil war auch gleich da, also habe ich ihn direkt mitgenommen. Bin zuversichtlich genug, dass ich nach dem zweiten Teil die Reihe auch noch zu Ende lesen möchte.
  6. "Evermore 1 - Die Unsterblichen" von Alyson Noel - Die Reihe wollte ich schon lange mal anfangen, allerdings, nachdem mir der Spinoff "Riley - Das Mädchen im Licht" überhaupt nicht gefallen hat, bin ich hierbei nicht annähernd so zuversichtlich wie bei "Numbers" und habe nur den ersten Teil ausgeliehen, obwohl bis Band 5 alle da gewesen wären.
  7. "House of Night 4 - Ungezähmt" von Kristin und P.C. Cast - Das hatte ich auch schonmal ausgeliehen und dann doch keine Lust gehabt, es zu lesen. Die ersten drei "House of Night" - Bände habe ich relativ schnell hintereinander gelesen und wirklich umgehauen haben sie mich nicht. Durch die Leseprobe zum nächsten Band lässt mich die Neugierde aber nicht los - und die Bücher lassen sich ja auch wirklich schnell runterlesen. Also habe ich Band 4 heute noch einmal mitgenommen. 5 und 6 habe ich aber stehen lassen. Eins reicht erstmal, um mich eventuell wieder über den Schreibstil aufzuregen...;-)
  8. "Sonea - Die Hüterin" von Trudi Canavan - Bei dem Buch habe ich lange mit mir gerungen - nicht heute, sondern schon seit ich die erste Trilogie um die Magieschülerin Sonea gelesen habe. Ich mag offene Enden, tragisch oder nicht, weil sie ein bisschen Luft für die eigene Phantasie lassen. Wenn dann eine neue Reihe anfängt, 20 Jahre später - hm, da weiß ich immer nicht, ob ich das noch lesen möchte. Nach dem letzten Kapitel des letzten Harry-Potter-Bandes bin ich sogar versucht konsequent und immer "NEIN!" zu sagen. Aber ich werde es jetzt doch lesen - und wehe, es macht mir die Vorgänger-Trilogie kaputt!
So, das war also die heutige Ausbeute. Aber noch nicht alles ;-).

Heute kam noch ein Wanderbuch, "Starters" von Lissa  Price. Darauf habe ich mich schon sehr gefreut und das fange ich jetzt auch direkt an zu lesen. Die Leseprobe hat mich schon vor Wochen bei vorablesen.de begeistert.


Außerdem habe ich schon letzte Woche eine Vormerkung aus der Bibliothek, diesmal aus der Hauptstelle, abgeholt und zwar "Stadt aus Trug und Schatten" von Mechthild Gläser. Darauf musste ich echt lange warten. 
Spontan mitgenommen habe ich dann auch noch "Nox - Das Erbe der Nacht" von Michael Borlik. Keine Ahnung warum, es hat mich einfach angesprungen. 

So, ich würde sagen, auch wenn ich mich kauftechnisch gerade ein bisschen einschränken muss, wird mir der Lesestoff wohl nicht ausgehen. 
Ein Buch gekauft habe ich übrigens doch noch, "Birthmarked" nämlich. Das hatte ich ja *HIER* quasi schon angekündigt, nachdem mir die deutsche Ausgabe "Die Stadt der verschwundenen Kinder" so gut gefallen hatte (*REZI*). Aber das ist ja kein "Neuer Lesestoff". Ich hab's ja schon gelesen und will es nur im Regal haben *g*.




Gewinnerbekanntgabe: Die Glücksfee und ich haben gelost...

... oder so ähnlich.


 Gerade habe ich mit Unterstützung meines schneeweißen Mietzekaters die Gewinner der 5 "Der Scheemann"-Exemplare ausgelost. Die Glücksfee hatte zwar mal wieder die kürzeste Aufmerksamkeitsspanne unter der Sonne, aber wir konnten dennoch erfolgreich 5 Lose ziehen.

Dazu haben wir erst mal alle Namen auf kleine Zettel geschrieben (wie ihr seht, war Mr Glücksfee da noch total bei der Sache *g*)...


...und dann alle 15 Lose in einen kleinen schwarzen Beutel gefüllt. Da haben wir die Aufmerksamkeit meines Katers leider verloren (mal ehrlich Katze: Wie spannend kann denn bitte eine Fliege schon sein?)


Also musste ich dann allein ziehen....


... und hier sind die Gewinner.


Die Gewinner MelE, Karin, MissBee, Mirror und Talia bekommen jetzt erstmal elektronische und dann hoffentlich auch ganz schnell richtige Post.

Alle anderen, die an Gewinnspielen interessiert sind, möchte ich nochmal an mein "Méto-Das Haus"-Hörbuch-Gewinnspiel erinnern, das noch bis zum 31. Mai läuft.

PS: Die Adressen sind da, morgen geht's zur Post. 

Montag, 21. Mai 2012

Rezension zu "Virtuosity" von Jessica Martinez


 Unerwartet viel Tiefe

"Virtuosity - Liebe um jeden Preis " ist ein Fantasy-freier Jugendroman von Jessica Martinez.

Inhalt: Die 17-jährige Carmen ist trotz ihrer jungen Jahre bereits eine Weltklassegeigerin, auch wenn sie ihre Nervosität nur mit Tabletten in den Griff bekommt. In den nächsten Wochen steht einer der wichtigsten Wettbewerbe ihres Lebens an, der Guarneri-Wettbewerb in ihrer Heimatstadt Chicago. Als sie ihren ärgsten Konkurrenten kennenlernt, den ebenfalls 17-jährigen Briten Jeremy King, ist sie zunächst von seiner Arroganz genervt, doch sie fühlt sich auch zu ihm hingezogen. Entgegen aller Warnungen lässt sie sich auf ihn ein und beginnt dabei ihr junges Leben zu hinterfragen...

"Virtuosity" hat mich besonders durch seinen ungeahnten Tiefgang überzeugt. Der Charakter der Ich-Erzählerin Carmen war einfach ganz anders, als ich ihn erwartet hatte. Sie mag ein Star sein, doch in Wirklichkeit ist sie einsam und unglücklich. Sie hat keine Freunde, da sie nicht zu High-School geht, sondern zu Hause privat unterrichtet wird. Die nur wenige Jahre ältere Lehrerin Heidi ist in vielen Dingen ihre einzige Bezugsperson und Freundin. Ihr Vater und dessen Familie begangen erst, sich für sie zu interessieren, als sie berühmt wurde, und ihre Mutter, die gleichzeitig auch ihre Managerin ist, weint noch immer ihrer eigenen, vorzeitig beendeten Karriere als Opernsängerin hinterher und versucht nun ihren Traum durch ihre Tochter zu leben - um jeden Preis.

Das Alles wird Carmen erst langsam bewusst, als sie Jeremy kennenlernt, der, obwohl sie als Geiger fast identische Lebensläufe haben, so ganz anders ist als sie. Seine Lebensfreude und Offenheit hat sie nicht, dafür eine Stradivari, gekauft von den reichen Eltern des desinteressierten Vaters, und ihre Tabletten, die ihre Unsicherheit und Nervosität unterdrücken sollen und sie dabei komplett abstumpfen lassen. In nur wenigen Tagen lernt sie an Jeremys Seite so viel neues kennen, was ihr bisher im Leben entgangen ist, dass sie beschließt etwas zu verändern, obwohl ihre Mutter nicht müde wird, sie vor Jeremys Absichten als ihr einziger ernstzunehmender Konkurrent zu warnen und die Geige immer zwischen den beiden steht.

Damit thematisiert der Roman unerwartet viele Schattenseiten einer frühen Karriere und lässt diese am Beispiel der Ich-Erzählerin Carmen auch noch sehr glaubhaft und authentisch wirken. Die Protagonistin macht dabei eine ungeheure Entwicklung durch, die interessant mitzuverfolgen ist und diesem Jugendbuch mehr Tiefe gibt, als für dieses Genre zu erwarten wäre.
Auslöser für Carmens Entwicklung ist die Liebesgeschichte mit Konkurrent Jeremy und der Konflikt, der dadurch zwischen ihr und ihrer Mutter entsteht. Die junge Liebe entwickelt sich langsam und sehr romantisch, aber auch schwierig und nicht ohne Intrigen. Ich fand sie weder überzogen noch kitschig. Es hat mich berührt und mit gut gefallen.

Wie der Prolog schon erahnen ließ, gipfelt alles zum Ende hin in einem großen Drama und das ist der einzige Kritikpunkt, den ich habe: Es war einfach eine Prise zu viel. Zu viel Drama bei Carmen, zu viel Familienleid bei Jeremy, dessen Umgang damit für mich nicht wirklich zu seinem Charakter passte, sondern für mein Empfinden nur dazu diente eine möglichst schockierende Wendung einzubauen, und ein bisschen zu viel Kitsch für alle Beteiligten am Ende. Der Kitsch der vorher fehlte, hat da doch noch zugeschlagen.

Gestaltet ist der Roman sehr schön. Das vertäumte, gedruckte Cover passt wundervoll zum Inhalt, wenn ich es auch ein wenig zu kindlich finde, selbst für eine Altersempfehlung ab 14 Jahren. Das deutlich erwachsenere, künstlerischere Cover der englischen Ausgabe gefällt mir zum Beispiel, obwohl es deutlich schlechter zum Inhalt passt, gestalterisch besser.
Der Schreibstil ist überzeugend, liest sich flüssig und übermittelt durch die Ich-Perspektive sehr schön die Gefühlslage der Protagonistin Carmen. Der deutsche Titelzusatz, "Liebe um jeden Preis", ist in meinen Augen allerdings überflüssig und klingt eher nach schlechtem Groschenroman als nach der schönen Geschichte, die sich wirklich dahinter verbirgt.

Fazit: Ein schönes Jugendbuch mit unerwartet viel Tiefe. Wäre das Ende mir nicht ein wenig zu überdramatisch und anschließend kitschig erschienen, wäre es perfekt. So schwanke ich zwischen 4 und 5 Sternen. Letztendlich fällt für mich das Bisschen "zu viel" für das Finale aber gar nicht so stark ins Gewicht und das Buch bleibt mir sehr positiv in Erinnerung. Daher mit leichten Abstrichen und, weil es keine halben Sterne gibt, 5 von 5 Sternen.


"Virtuosity - Liebe um jeden Preis" von Jessica Martinez bei Amazon.de

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden, 1. Auflage  (Feb. 2012)
Seiten: 256
Verlag :Boje
englische Originalausgabe: "Virtuosity"
ISBN: 978-3414823229
Preis: € [D] 12.99

 Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage