Mittwoch, 14. August 2013

Rezension zu "Die Auslese - Nur die Besten überleben" von Joelle Charbonneau



Dystopisches Highlight

„Die Auslese – Nur die Besten überleben“ von Joelle Charbonneau ist der Auftakt einer dystopischen Trilogie, angesiedelt in einem postapokalyptischen Amerika in der Zukunft.

Inhalt: Nach einem verheerenden Krieg sind weite Teile Amerikas unbewohnbar. Die Menschen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sie nach und nach wieder mit Kolonien zu besiedeln und das Land nutzbar zu machen. Die 16jährige Cia lebt mit ihrer Familie in einer der kleineren Kolonien. Sie macht gerade ihren Schulabschluss und träumt davon auf die Universität zu gehen, doch nur wenige Schüler werden dazu ausgewählt, an der „Auslese“ teilzunehmen, einer Reihe von Tests, die über die zukünftigen Studenten entscheiden. Cia ist zunächst überglücklich, als sie erfährt, dass sie für die Auslese in die Hauptstadt reisen darf, auch wenn das bedeutet, dass sie ihre Familie vielleicht nie wieder sieht. Doch ihr Vater, der vor vielen Jahren selbst die Auslese absolviert hat, warnt sie. Es könnte gefährlich werden – tödlich – und sie darf niemandem vertrauen…

Dystopien mit jugendlichen Protagonistinnen, nicht selten Trilogien, gibt es mittlerweile auf dem Buchmarkt wie Sand am Meer. Um aus dieser Masse herauszustechen, muss ein Buch schon eine ganz besonders überzeugende Zukunftsvision liefern und glücklicherweise hat die amerikanische Autorin Joelle Charbonneau genau das mit „Die Auslese“ geschafft. Der Auftakt ihrer dystopischen Trilogie bietet eine abwechslungsreiche, spannende Handlung in einem glaubwürdigen, mit einer gut durchdachten Hintergrundgeschichte versehenen Szenario einer postapokalyptischen Zukunft. Die Gesellschaft und ihre Aufgaben, das Leben der Menschen in kleinen und größeren Kolonien, die sich nach und nach wieder vernetzen und Lebensraum neu erschließen, sind insgesamt eine gut vorstellbare Situation der Menschheit nach einem zerstörerischen Krieg, der große Teile der Welt verseuchte und unbewohnbar machte. Bis hinein in die Details ist diese Grundidee, auf der die Autorin ihre Dystopie aufbaut, gelungen umgesetzt.

Trotz jugendlicher Protagonistin (Cia ist 16 Jahre alt) und einer dadurch jungen Zielgruppe setzt die Autorin auf realitätsnahe Schilderungen, die ihrer düsteren Idee der Auslese Leben einhauchen. Nur die besten Schüler, die klügsten Köpfe und stärksten Anführer sollen die Möglichkeit haben, die Universität zu besuchen und dadurch in Zukunft wichtige Posten für die Gesellschaft zu übernehmen. Aus der Vergangenheit, aus dem verheerenden Krieg voller Fehlentscheidungen, will die Gesellschaft gelernt haben, auf welche Fähigkeiten es ankommt, damit sich so etwas nicht wiederholt – doch ihre Methoden sind für den Leser nicht leicht zu verdauen.
Die Autorin strukturiert die einzelnen Testphasen sehr gut, mit jeder Seite folgt der Leser der Ich-Erzählerin Cia tiefer hinein in die erschreckende Erkenntnis, dass die Auslese nicht harmlos ist. Grenzen scheinen weder die Tester noch die anderen Kandidaten zu kennen, der Untertitel „Nur die Besten überleben“ ist Programm. Es wird unheimlich und teilweise auch sehr blutig und grausam, wodurch das Buch trotz des Alters der Protagonistin sicher nicht als reines Jugendbuch, sondern eher in der Zielgruppe der (jungen) Erwachsenen beziehungsweise als All-Age-Buch zu sehen ist.

Bei den Charakteren liegt der Fokus deutlich auf der Ich-Erzählerin Cia, mit vollem Namen eigentlich Malencia Vale. Sie ist ein vielschichtiger Charakter, in den sich der Leser schnell hineinfühlen kann. Sie hat sowohl starke als auch menschlich-schwache Momente und ist dadurch eine sehr real und glaubhaft wirkende Figur, die sich durch einen facettenreichen Charakter auszeichnet. Sie vertraut sowohl auf ihren Instinkt, gebraucht aber auch ihren Verstand, ist klug und handelt überlegt. Dabei ist Cia im Vergleich zu vielen anderen weiblichen Hauptfiguren ähnlicher Romane erfrischend wenig naiv. Sie beobachtet, lernt aus ihren Fehlern und denen anderer und findet ein glaubhaftes Maß zwischen Misstrauen und dem Glauben an das Gute, obwohl besonders letzterer hart auf die Probe gestellt wird, während die erschreckende Entwicklung der Auslese voranschreitet, da sie Cia gemeinsam mit dem Leser in schockierende Situationen und zu menschlichen Abgründen führen wird.
Mir hat dieser eine sympathische Charakter und das Verfolgen seiner starken Entwicklung so viel Spaß gemacht, dass Cia allein schon ein ausreichend überzeugendes Merkmal wäre, um diese Dystopie zwischen vielen anderen hervorstechen zu lassen.

Doch auch die Nebencharaktere überzeugen, ebenso wie eine zarte Liebesgeschichte, die allerdings die eigentliche Handlung nie in den Hintergrund drängt.
Auch Schreibstil und sprachliche Vielfalt hinterlassen einen überdurchschnittlich starken Eindruck und tragen mit einer flüssigen, abwechslungsreichen und sehr eindringlichen Sprache zum gelungenen Gesamtbild der Dystopie bei. Ein auffallend häufiger Gebrauch indirekter Rede anstelle direkter Dialoge verdeutlicht dabei noch einmal die Bedeutung Cias für diese Geschichte und festigt ihren Standpunkt im Fokus der Handlung, was mich gerade bei der gewählten Ich-Perspektive sehr überzeugen konnte.

Der Leser wird durch tiefgehende Gefühle, spannende Wendungen und mitreißende Überraschungen intensiv in die Handlung mit einbezogen und nimmt förmlich selbst an der atmosphärisch überzeugend geschilderten Welt und dem Schrecken der Auslese teil. Keine Sekunde möchte an dieses Buch aus der Hand legen und am Ende ist jeder Tag, den man auf die Fortsetzung warten muss, eigentlich schon zu viel. Meine Vorfreude ist jetzt schon riesig.

Fazit: „Die Auslese – Nur die Besten überleben“ von Joelle Charbonneau ist ein starker Auftakt einer neuen dystopischen Trilogie. Ein glaubhafter Aufbau der postapokalyptischen Gesellschaft sowie ein sich an Spannung und Schrecken stetig steigernder Handlungsverlauf voller unerwarteter Wendungen begeistern. Nichts ist, wie es scheint. Eine überzeugende Protagonistin und eine zarte Liebesgeschichte runden die Geschichte ab und hinterlassen ein eindrucksvolles Gesamtbild und große Vorfreude auf den zweiten Band. Sehr empfehlenswert, für jeden Dystopie-Fan ein Muss. 5 Sterne.



Die Trilogie (mit Links zu Amazon)
  1. "Die Auslese - Nur die Besten überleben" (Aug. 2013, englische Originalausgabe "The Testing")
  2. noch nicht bekannt (englische Originalausgabe "Independent Study" erscheint Jan. 2014)
  3. noch nicht bekannt

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Gebunden
Seiten: 416
VerlagPenhaligon
ISBN: 978-3764531171
Preis: € [D] 16.99
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage




4 Kommentare:

  1. Hi
    Ich habe erst überlegt, ob ich mir diese Buch kaufen soll oder eher nicht. Aber durch deine Rezension bin ich mir jetzt auf jeden Fall klar gekommen: Dieses Buch brauche ich !
    Vielen lieben dank <3

    Liebe Grüße
    http://melops-buecherwelt.blogspot.de/

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    1. Das freut mich. Das Buch ist auch wirklich sehr empfehlenswert.

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  2. Sarah, eine klasse Rezension! Du bringst alles PERFEKT auf den Punkt und ich gerate schon wieder ins Schwärmen, wenn ich an das Buch denke :D

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  3. Die Rezension ist echt klasse geschrieben und jetzt ärgere ich mich, dass ich bisher immer an diesem Buch vorbei gelaufen bin. Schade.
    Es klingt wirklich gut und da Dystopien sowieso zu meinen Lieblingsbüchern zählen, wird es wohl bald bei mir landen. :D
    Wünsche dir noch einen schönen Abend.

    Liebe Grüße
    Marie ^^

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