Montag, 19. August 2013

Rezension zu "Stolen Mortality" von Jennifer Benkau



Vampirroman mit neuen Ideen

„Stolen Mortality“ von Jennifer Benkau ist ein Vampirroman, der in einer schottischen Kleinstadt angesiedelt ist. Nachdem ich von den Dystopien der Autorin, „Dark Canopy“ und der Fortsetzung „Dark Destiny“, begeistert war, war ich sehr gespannt auf ihre neuste Veröffentlichung – und die Urban-Fantasy konnte meine hohen Erwartungen erfüllen.

Inhalt: Jamian ist ein Kienshi und wie schon sein Vater vor ihm der Wächter über den kleinen schottischen Ort Glen Mertha, wo er dafür sorgt, dass die ansässigen Vampire sich an die Gesetze halten. Gerade wurde Jamian jedoch selbst vom Senat verurteilt. Für einen Fehler, den sein jüngerer Bruder Junias begangen hat, soll ihm durch ein Gift die Sterblichkeit genommen werden. Als Jamian noch versucht, sich mit seiner Strafe abzufinden, taucht plötzlich eine fremde Vampirin in Glen Mertha auf. Laine hält sich an keine Gesetze und selbst die anderen Vampire warnen ihn, doch Jamian ist von ihr fasziniert…. 

Vampirromane mögen mittlerweile viele Leser abschrecken: Oh, bitte, nicht noch einer! Die Thematik ist in der Urban-Fantasy der letzten Jahre – nicht zuletzt auch dank Stephenie Meyers „Twilight“-Saga – ordentlich durchgekaut worden und nach etlichen Versuchen ein wenig ausgelutscht. Kann da eigentlich noch was Neues kommen? Auch ich habe mich das bei „Stolen Mortality“ gefragt. Durch „Dark Canopy“ bin ich zum absoluten Fan der Autorin geworden – und dann kommt als nächstes ein Vampirroman? Ich war skeptisch. Aber Jennifer Benkau konnte mich mit ihrer Interpretation der Blutsauger überzeugen. Auch bei Vampiren ist noch Platz für neue Ideen.

In „Stolen Mortality“ sind die Vampire nämlich nicht allein – und nein, es sind auch nicht die fast schon standardmäßig ihren Weg begleitenden Werwölfe, die ihnen in einem beschaulich gewählten Setting einer schottischen Kleinstadt begegnen. Mit den Kienshi hat die Autorin eine zweite Gattung erdacht, menschlich und doch übernatürlich, die sich gut organisiert, geführt von einem Senat, der Aufgabe angenommen haben, die Vampire zu überwachen. Kienshi und Vampire sind dabei nicht zwangsläufig verfeindet. So lange nichts Schlimmeres passiert, belauert man sich, aber lässt sich zufrieden.

Auch ein zweiter Aspekt dieses Romans ist neu: Unsterblichkeit als ein erstrebenswertes Geschenk ist als Idee bekannt, „Stolen Mortality“ jedoch konzentriert sich auf die negativen Gesichtspunkte und so wird die Unsterblichkeit zur Strafe. Für immer 19 sein – mit dieser Aussicht muss Jamian leben. Zu sehen, wie die Menschen um ihn herum altern, irgendwann im Verborgenen leben zu müssen, da die dauerhafte Jugend sonst nicht mehr zu verbergen ist, das ist Jamians Zukunft. Als Leser fand ich es bedrückend, aber zugleich auch erfrischend, dass nach der Verherrlichung der Unsterblichkeit auch mal die andere Seite in den Mittelpunkt gerückt wird. Eine Seite, über die bestimmt jeder Leser von Vampirromanen schon einmal nachgedacht hat, die aber in der Regel nicht näher thematisiert wird oder im Vergleich zu der glorifizierten Aussicht ewig zu leben zu kurz kommt.

Des Weiteren punkteten bei mir die Charaktere. Jamian und Junias sind ein Brüder-Duo, das unterschiedlicher kaum sein könnte, sich aber dennoch gut ergänzt. Hinzu kommt die geheimnisvolle Vampirfrau Laine, die schwer zu durchblicken ist. Die Protagonisten sind nicht unbedingt die Sympathieträger, die beim Leser ein Gefühl von Liebe auf den ersten Blick auslösen werden. Sie sind schwierig. Schwierig im Sinne von wütend, von unberechenbar, von stur und eigensinnig. Aber sie sind auch abwechslungsreich und vor allem absolut authentisch. Die sich entwickelnden Liebesbeziehungen sind auf der einen Seite leidenschaftlich und wild, auf der anderen zart und romantisch.

Der Schreibstil von Jennifer Benkau ist nach wie vor hervorragend. Spannungsgeladen, einfühlsam und flüssig geschrieben reißt der Roman den Leser mit. Dazu kommen ein charmanter Handlungsort in Schottland und leichte Einflüsse einheimischer Sprachen oder – im Falle der älteren Vampire – zeitgemäßer Eigenarten, die eine gewisse Natürlichkeit übermitteln.

Fazit: „Stolen Mortality“ ist ein Vampirroman, der dem Urban-Fantasy-Genre durch die Kienshi, die Wächter der Vampire, neue Ideen verschafft. Es ist spannend, intensiv und nicht aus der Hand zu legen. 5 Sterne 



Allgemeine Informationen

Ausgabe: Taschenbuch (Juni 2013)
Seiten: 359
Verlag: Sieben Verlag
ISBN: 978-3-864431-11-1
 Preis: € [D] 14.90
  
Leseprobe und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch


1 Kommentar:

  1. Hallo Sarah,

    wenn ich diese begeisternde Rezension lese, darf ich das Buch also wirklich nicht mehr lange liegen lassen...Toll beschrieben! Danke für den "Anschubser" :-)

    LG

    Kay

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