Donnerstag, 27. November 2014

James Frey präsentiert "Endgame" in Dortmund: Mein Bericht

Vorgestern, am 25. November 2014, war der amerikanische Bestseller-Autor im Rahmen seiner Lesetour zu "Endgame - Die Auserwählten" in Dortmund. 


Zu der Veranstaltung, die für eine Lesung zu einer sehr ungewöhnlichen Uhrzeit stattfand, nämlich um 10 Uhr, hatte ich mich vorher telefonisch beim Veranstaltungsort, dem Harenberg City Center (HCC) in der Nähe des Dortmunder Hauptbahnhofes, angemeldet - der Eintritt war danach frei. 

Da die Veranstaltung an einem Dienstag Vormittag stattfand und ich bei der Anmeldung auch direkt gefragt wurde, ob ich mich als Einzelperson oder Gruppe anmelden möchte, bin ich davon ausgegangen, das diese Lesung besonders für Schulklassen ausgelegt war - immerhin ist das groß angelegte, crossmediale "Endgame", das neben dem Buch und der Verfilmung außerdem in einigen Städten ein Augmented-Reality-Game fürs Smartphone anbietet und sich mit seinen Protagonisten und dem Kryptorätsel mit der Gewinnchance auf 500 000 US-Dollar quer durch die sozialen Netzwerke und das Internet zieht, schon ein recht aufwendiges, neuartiges Projekt, sodass die Veranstaltung im Bezug auf den Einsatz neuer Medien - ganz unabhängig vom Inhalt des Buches - auch für Schüler ein netter und informativer Vormittagsausflug sein könnte. Das war jedenfalls meine Erwartung und deswegen bin ich so hingefahren, dass ich um 9.30 Uhr vor Ort war.

Im Foyer des HCC war es allerdings überraschend leer, der Saal, in dem die Lesung stattfinden sollte, war noch nicht geöffnet. Also war erst einmal Zeit, sich an den verschiedenen Stehtischen und Sitzmöglichkeiten ein wenig umzusehen. Die Dortmunder Buchhandlung transfer bot an einem kleinen Stand Bücher und Hörbücher an, auf den Tischen lagen Informationsmaterialien und kleine Notizbücher mit "Endgame"-Logo aus und auf einem Tisch fanden sich Sticker mit dem Symbolen der 12 Spieler aus dem Buch. 


Irgendwann erschienen dann auch James Frey und Begleiter im Foyer und verschwanden fast direkt wieder, um sich den Saal anzuschauen. Ich habe mich dann noch ein wenig hingesetzt und gewartet - und plözlich saß der Autor ganz entspannt zwei Meter neben mir am Nachbartisch und lud dort an einer Steckdose sein iPad auf.

Auch um 10 Uhr war das Foyer immer noch nicht nennenswert stärker gefüllt, aber ich konnte ein paar Gesprächsfetzen mithören, dass es vom Veranstalter wohl wirklich geplant war, Schulklassen einzuladen - hat allerdings offensichtlich nicht geklappt. Am Anfang fand ich das recht schade, denn der wie ein Hörsaal angelegte Veranstaltungsort blieb dadurch natürlich spärlich besetzt. Auf der anderen Seite: James Frey hautnah! Denn ich habe mich bei Lesungen in letzter Zeit von meiner Vorliebe zur zweiten Reihe verabschiedet und bin nun bekennender Erste-Reihe-Streber - zum Glück fand sich noch eine weitere sehr nette junge Dame, die sich mit mir zusammen mittig in die erste Reihe gesetzt hat. 
 Der Platz war unschlagbar! Man konnte sogar die Minze riechen, jedes Mal wenn sich James Frey ein neues Nikotin-Kaugummi in den Mund gesteckt hat - und das waren einige. James Frey hat fast durchgehend darauf herum gekaut...

Also begann die Veranstaltung mit uns beiden in der ersten Reihe, direkt vor James Freys Nase, noch 10-15 weiteren Besuchern und einer Handvoll Verlagsmitarbeitern. Links von James Frey (Mitte) sitzt der Hörbuchsprecher und Schauspieler Volker Niederfahrenhorst, rechts der Herr, der das Gespräch geleitet und James Freys Antworten übersetzt hat - leider lässt mein Namensgedächtnis mich mal wieder im Stich...


Zunächst wurde natürlich auf das multimediale Konzept von "Endgame" eingegangen. In über 100 Ländern, in mehr als 30 Sprachen ist das Buch zeitgleich am 07.Oktober 2014 erschienen. Seitdem befand sich James Frey übrigens auch schon auf Lesetour. Jeden Tag eine andere Stadt, fast zwei Monate lang - das ist schon ein beachtliches Pensum! Dortmund war die letzte Station vor der Heimreise.
James Frey erzählte unter anderem, dass er selbst als Kind in Cleveland, Ohio einmal ein Buch ("Masquerade") geschenkt bekommen hat, indem es ein Rätsel mit einem realen, versteckten Preis (ein juwelenbesetzter goldener Hase) gab, und fasziniert von dem Gedanken war, diesen zu finden, um sich tonnenweise Lego und Actionfiguren kaufen zu können. Da er gleichzeitig wohl auch sehr begeistert ist von den Möglichkeiten unserer digitalen Zeit, in der man mit dem Smartphone von Telefonieren bis Navigieren alles machen kann, kam ihm die Idee zu diesem Projekt, das er in seinem Unternehmen "Full Fathom Five" entwickelte und zusammen mit Google auf den Weg brachte. 

Die Idee des Kryptorätsels mit Schatzsuche war somit übrigens da, bevor klar war, worum es in der Trilogie inhaltlich gehen sollte. Schon lange vor Veröffentlichung des Buches bekamen die Charaktere Twitter- und Google-Plus-Accounts, ein Google-Plus-Channel wurde erstellt und die Filmrechte wurden verkauft. 2016 soll die erste Verfilmung, produziert von 20th Century Fox in die Kinos kommen. Im ersten Entwurf des Buches hatte James Frey noch ein eigenes Kryptorätsel erstellt, dann allerdings gemerkt, dass dies weit über seinen Fähigkeiten lag und sich fachmännische Hilfe geholt - von zwei Kryptologen, die beide einen Doktortitel vom MIT haben. 

Selbst der Autor kennt die Lösung des Rätsels übrigens nach eigenen Aussagen nicht. Wichtig war ihm aber zu betonen, dass es unabhängig von Sprache oder Kultur zu lösen ist - man muss also nicht das englische Original lesen, um miträtseln zu können, sondern kann zur Übersetzung greifen. Für die Übersetzer muss das eine Herausforderung gewesen sein, immerhin durften sie viele Dinge gar nicht verändern. Auch mir sind beispielsweise beim Lesen von "Endgame" direkt die unterschiedlichen Maßeineinheiten aufgefallen - Meter, Yard usw. bunt gemischt. Das hat man in Büchern normalerweise nicht. 

James Frey kann nebenbei bemerkt über die Accounts der mittlerweile mehr als 100 000 Teilnehmer am Rätsel jederzeit sehen, wer derzeit vorn liegt. Seinem Interviewpartner muss er wohl im Privaten auch die Nationalität des Führenden verraten haben, der sich dann auf der Bühne verplapperte. Uuuups. Deswegen weiß ich es jetzt auch. Aber ich verrate es besser nicht, vielleicht nur, dass es ein Europäer ist. James Frey meinte außerdem, dass einige Deutsche ebenfalls vorne mit dabei sind. Aber das riesen Geheimnis kann ich euch verraten: ich bin nicht darunter. Ich konnte mich noch nicht motivieren, bei dem Rätsel einen Anfang zu finden.


Allen, denen es genauso geht wie mir, und die jetzt keinen Sinn mehr sehen, noch einzusteigen (obwohl die Teilnehmer noch einen langen Weg vor sich haben, so Frey), bleibt aber noch Band 2 und 3. Jedes Rätsel wird unabhängig vom vorangegangenen zu lösen sein, während sich das Preisgeld noch erhöht. 1 Million für den zweiten, 1.5 Millionen für den dritten Band. 
Die 500 000 $ in Gold liegen jedenfalls noch unerreicht im Ceasers Palace in Las Vegas, wo es per Livestream rund um die Uhr bewundern kann...

Aus dem Buch wurde natürlich auch vorgelesen. Insgesamt drei Kapitel gab Volker Niederfahrenhorst in seiner sehr schönen Lesestimme zum Besten. James Frey lehnte sich während dieser Lesephase sehr entspannt zurück - nur ein inbrünstiges "NEEEEEEEIIIIN!" von Volker Niederfahrenhorst, das im zweiten Leseabschnitt vorkam, holte ihn einmal ruckartig zurück. 

James Frey verriet zum Inhalt, dass er von allen Theorien über die Entstehung des Lebens - Evolution, Gottes Schöpfung oder Erschaffen durch außerirdisches Leben - letztere am spannensten findet und sie deswegen zur Grundlage des Buches machte. Auf Nachfrage bestätigte er, dass die Geschichte - auch aufgrund des Rätsels - vor dem Schreiben von Anfang bis Ende durchgeplant wurde und sich während des Schreibens höchstens noch kleine Änderungen ergaben. Der zweite Band ist auch schon geschrieben (erscheint im Oktober 2015), der dritte Band dagegen noch nicht. Der Erscheinungstermin im Oktober 2016 steht allerdings fest. 

Nebenbei erwähnte James Frey in seiner betont lässigen, entspannten Art, dass er eine unkorrigierte Version des zweiten Bandes mit sich herumträgt - beziehungsweise, dass sich diese Version auf seinem iPad befindet, welches immernoch an der Steckdose im Foyer hing und dort für die Heimreise Filme runterlud. Mein erster Gedanke: Verdammt! Warum sitze ich hier drin, wenn der zweite Band da draußen liegt?


Ich glaube, ich habe jetzt langsam genug geschrieben. Die Veranstaltung war wirklich gelungen, locker, lustig, mit vielen Fragen. Im Anschluss hat James Frey natürlich signiert und, weil es so leer war, habe ich zwei der kleinen Notizbücher für zwei Bloggerfreunde unterschreiben lassen. Da ich damit ja schon zwei mitgenommen hätte, wollte ich für mich keine mehr nehmen - James Frey hatte allerdings nach der Veranstaltung alle von den Tischen, an die sich keiner recht rantraute, eingesammelt, eigenhändig verteilt und mir, nachdem er mich gefragt hatte, ob ich denn für mich auch eins genommen hätte, auch noch zwei in die Hand gedrückt. Wirklich ein ganz entspannter Typ.

Die Sticker mit den Symbolen der Spieler habe ich auch noch mitgenommen - zur Bedeutung der Symbole wollte James Frey übrigens nicht mehr sagen, als dass sie eine haben. Das könnte oder könnte nicht etwas mit dem Rätsel zu tun haben, sagte er - hmmmmmmm....

Ich hatte jedenfalls jede Menge Spaß - ach ja, und könnt ihr lesen, was James Frey in mein Buch geschrieben hat? "Front Row!!!" - Jaaaaaa, sowas kriegt man nur als Erste-Reihe-Streber. ;)





PS: Um an dem Rätsel teilzunehmen, braucht man übrigens nur das Buch. Nicht das Handy-Spiel, nicht den Film und auch keine Extras drumherum. Zur Frage, ob man es auch mit dem Hörbuch lösen könnte, meinte James Frey allerdings sehr skeptisch, dass man schon das Buch sehen müsste - es sind ja auch viele Symbole und Bilder darin.

PSS: Mein lieber Kater Snow hat heute absolut keine Lust gehabt, sein Frauchen bei ein, zwei Fotos zu unterstützen. Deswegen habe ich Mini-Snow engagiert, um ihn zu doubeln. Nur falls ihr euch gewundert habt, warum er plötzlich so klein geworden ist und so einen riesigen Kopf bekommen hat...



1 Kommentar:

  1. Danke, ein schöner Bericht! Ich war in Köln dabei, wo die Veranstaltung deutlich besser besucht war was sicher an dem besseren Termin am Abend lag. Die Veranstaltung war komplett auf Englisch und Frey las selber aus der englischen Ausgabe vor. Von meinen ersten Rätselerfahrungen kann ich übrigens sagen, dass es so gut wie unmöglich sein dürfte, ohne den gedruckten Text weiterzukommen.

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