Dienstag, 4. November 2014

Rezension zu "Indigo - Das Erwachen" von Jordan Dane



Gelungener Auftakt einer Urban-Fantasy-Reihe

„Indigo – Das Erwachen“ von Jordan Dane ist der Auftakt einer Jugendbuch-Fantasy-Reihe, der durch sein zum Titel passendes strahlend blaues Cover direkt ins Auge springt. 

Inhaltlich geht es um Folgendes: Rayne Darbys jüngerer Bruder Lucas flieht aus der psychiatrischen Einrichtung, in die ihre ältere Schwester Mia ihn nach dem Tod der Eltern einwiesen ließ. Rayne beschließt ihn zu suchen, doch das ist alles andere als ungefährlich, denn eine zweifelhafte Sekte, die Church of Spiritual Freedom, sucht ebenfalls nach Lucas und schreckt vor nichts zurück. Als Rayne in Gefahr gerät, ist es ein Junge namens Gabe, der sie rettet – indem er in blaue Flammen aufgeht. Es scheint eine Verbindung zu ihrem Bruder zu geben…

Die Grundidee der Romans empfand ich von vornherein als überzeugend. Die Autorin verbindet in „Indigo“ Fantasy mit der Idee einer evolutionären Weiterentwicklung der Menschheit, die sich in paranormalen Fähigkeiten von Gedankenmanipulation bis hin zum Kontakt ins Totenreich äußert. Die Verbindung gelingt Jordan Dane recht gut, die Umsetzung der ungewöhnlichen Idee funktioniert durch sehr bildhafte, gut vorstellbare Beschreibungen und einem Aufbau, der zwar noch einige Details im Ungewissen lässt, die Entwicklung der einzelnen Gruppierungen sowie die Herkunft der sogenannten Indigo-Kinder aber Stück für Stück logisch und glaubhaft erklären kann und dem Roman damit ein solides Grundgerüst verschafft.

Im Gegensatz zu der Fantasy-Idee, die mich durchgehend begeistert hat, fiel mir der Einstieg in die Handlung aufgrund eines anderen vermeintlichen Merkmals des Romans allerdings schwer: Es schien kitschig zu werden. Die Liebesgeschichte entwickelte sich jedenfalls zunächst so vorhersehbar und offensive, so plötzlich, dass sich ein Verständnis meinerseits für die großen Gefühle der Protagonisten nicht entwickeln wollte. Schon wieder so eine aus dem Nichts kommende Romanze zweier junger Menschen, die sich dennoch immer wieder abweisen, weil sie „gefährlich“ für den anderen sein könnten? Haben wir das nicht in diesem Genre schon zu oft gelesen?

Ich war also skeptisch, aber zum Glück fand der Roman doch noch den Notausgang aus dem Reich des Kitsches heraus und hinein in eine – zumindest halbwegs – glaubhafte, romantische Beziehung zwischen den Figuren, die sich auch nicht zu sehr in den Vordergrund drängte, sondern der Fantasy-Handlung noch genug Raum ließ. Das Nebeneinander von Action und Liebe funktionierte hier gut, was mich nach meinen anfänglichen Zweifeln tatsächlich selbst positiv überraschte.

Neben der ausgewogenen Handlung kann dieser Reihenauftakt auch mit seinen Charakteren überzeugen. Die Autorin begleitet parallel Figuren auf unterschiedlichen Seiten des Konflikts zwischen den Indigo-Kindern und ihren Verfolgern, die sie für eine Gefahr für die Menschheit halten, sie wegsperren und erforschen wollen. Auf beiden Seiten schafft Dane interessante Charaktere, manche außergewöhnlicher als andere, manche erschreckend fanatisch, manche unendlich liebenswürdig und manche herrlich bodenständig normal. Von Sympathieträgern zu Identifikationsfiguren über Figuren, die den Zweifel im Leser wecken, bis hin zu den klassischen Bösewichten ist alles dabei, wodurch sich wiederrum eine ausgewogene Mischung ergibt.

Besonders die Hauptfigur Rayne überzeugt durch ihre Menschlich- aber nicht Fehlerlosigkeit, während Gabe in der Rolle des spannenden, geheimnisvollen Protagonisten mit schwer einschätzbaren übernatürlichen Fähigkeiten einen gelungenen männlichen Gegenpart darstellt. Nebenfiguren wie Hauptfiguren zeigen Entwicklungen, die den Roman zusammen mit den Fantasy-Elementen, die sich im Laufe der Geschichte in ihrer Intensität deutlich steigern und durch ihr Ausmaß immer wieder überraschen, nicht langweilig werden lassen.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich allerdings die etwas sprunghafte Entwicklung der Handlung, die teilweise dem häufigen Schauplatz- und Protagonistenwechsel geschuldet, teilweise aber auch auf einen Verlust des berühmten roten Fadens zurückzuführen ist. Gelegentlich wirkten Handlungen eher unzusammenhängend und waren dadurch nicht immer nachvollziehbar. Warum wird die eine Idee nicht weiterverfolgt? Warum erscheint eine gewisse Information erst jetzt, wo sie doch eine Situation vorher viel stimmiger gemacht hätte? Da fehlte manchmal die Durchgängigkeit.
Am Ende kommt noch eine etwas zu vorhersehbare Wendung hinzu, die sich den halben Roman über so klar angedeutet hatte, dass der wohl beabsichtigte Cliffhanger auf den letzten Seiten wirkungslos verpuffte.

Fazit: Jordan Dane verbindet in „Indigo – Das Erwachen“ eine gut durchdachte Fantasy mit einer frischen Liebesgeschichte. Fans der Urban-Fantasy ab 14 Jahren können hier durch abwechslungsreiche Charaktere und eine spannende Handlung voll auf ihre Kosten kommen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen für den Reihenauftakt und freue mich auf den zweiten Teil.




Die "Indigo"-Reihe
  1. "Das Erwachsen" (März 2014, engl. Originaltitel: "Indigo Awakening")
  2. "Der Aufstand" (Nov. 2014, engl. Originaltitel: "Crystal Fire")
  3. ???

Allgemeine Informationen

Ausgabe: Klappenbroschur
Erschienen: 10. März 2014
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Seiten: 368 Seiten
Verlag: Darkiss
ISBN: 978-3956490170
Preis: € [D] 10.99


Leserpobe, Bestellmöglichkeiten und weitere Informationen auf der Verlagshomepage zum Buch. 
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